Holcim wird am Donnerstag das erste Ergebnis ohne das Nordamerika-Geschäft ausweisen. Dieses ist seit dem 23. Juni abgespalten und wird als aufgegebener Geschäftsbereich ausgewiesen. 

Im vergangenen Halbjahr dürfte der Gegenwind der Währungsfront Holcim kräftig ins Gesicht geblasen haben. Analysten rechnen mit einem Umsatzrückgang. Organisch dürfte der Umsatz indes gewachsen sein. Konkret erwarten die acht von AWP befragten Analysten einen Umsatz von 7,88 Milliarden Franken. Das sind 2,2 Prozent weniger als die 8,05 Milliarden Franken im ersten Halbjahr 2024.

Weil Holcim auf die Strategie Wert vor Volumen setzt, rechnen die Analysten mit einer Verbesserung des wiederkehrenden Betriebsgewinns und der operativen Marge. Diese dürfte dagegen von 17,4 Prozent auf 17,9 Prozent steigen. Auf den operativen Gewinn macht dies ein Wachstum von 1,2 Prozent auf 1,414 Milliarden Franken aus.

Als Bremsklotz dürfte sich die grösste Region Europa entpuppen, wo sich der Absatz verhalten entwickelt haben dürfte. Positiv wird wohl das Volumen in der Region Asien, Mittlerer Osten, Afrika ausgefallen sein. Grundsätzlich bleibt nach Ansicht der Experten aber die Geschäftsentwicklung in den verschiedenen Regionen solide.

Ausblick: Akquisitionen und Dividendenpolitik

Für das laufende Jahr erwartet Holcim ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Bereich in lokaler Währung. Der wiederkehrende EBIT soll gleichzeitig überproportional zulegen. Die entsprechende Marge soll sich weiter verbessern und der freie Cashflow über 3,5 Milliarden Franken erreichen. Zudem soll das Geschäft mit recycelten Bau- und Abbruchmaterialien wiederum zweistellig wachsen.

Im Weiteren soll die Einkaufstour flotter vorankommen als geplant. «20 Zukäufe pro Jahr sind ein gutes Akquisitionsmomentum», sagte Konzernchef Miljan Gutovic Anfang Mai im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Bislang hatte der Holcim-Chef für das laufende Jahr 15 bis 20 Firmenübernahmen als Ziel ausgegeben. Im ersten Quartal hat der Konzern bereits 5 Akquisitionen getätigt.

Bis 2030 peilt Holcim ein jährliches durchschnittliches Umsatzwachstum in Lokalwährungen von 3 bis 5 Prozent an. Gleichzeitig soll der wiederkehrende EBIT um 6 bis 10 Prozent im Schnitt pro Jahr klettern. Aus dieser Rechnung ausgeklammert sind grosse Übernahmen, also Deals mit einem Jahresumsatz von mehr als 200 Millionen Franken.

Falls der Franken stabil bliebe, würde Holcim damit 2030 einen Umsatz von 19,4 bis 21,8 Milliarden erzielen. Der wiederkehrende EBIT würde auf 4 bis 5 Milliarden Franken steigen. Holcim hätte bis dann also wieder das Betriebsgewinnniveau von 2024 erreicht, als das Nordamerika-Geschäft noch an Bord war.

Wachstumsmotoren seien weiterhin Europa und Lateinamerika. Bis 2030 solle Europa weiterhin rund die Hälfte des Umsatzes einfahren, sagte Gutovic. Und Lateinamerika werde die Region Asien, Mittlerer Osten und Afrika (AMEA) überholen. 2024 steuerte AMEA 27 Prozent zum Umsatz bei, Lateinamerika 19 Prozent. «Meine Wunschliste wäre, dass sich das Verhältnis von Lateinamerika und AMEA bis 2030 umkehren würde.»

Der Konzern will weiterhin Firmen übernehmen und mit einer «attraktiven und progressiven» Dividendenpolitik Investoren locken. Das Geld dafür ist vorhanden: Insgesamt stünden bis 2030 rund 18 bis 22 Milliarden Franken für die Kapitalallokation zur Verfügung, gab Holcim Ende März am Kapitalmarkttag bekannt. Davon dürften 3 bis 4 Milliarden für wertsteigernde Übernahmen ausgegeben werden. Ergänzende Akquisitionen sollen den Konzernumsatz jährlich um 1 bis 2 Prozent erhöhen.

Darüber hinaus plant Holcim eine durchschnittliche Ausschüttungsquote von 50 Prozent pro Jahr. Von 2025 bis 2030 sehe man Dividenden in der Höhe von insgesamt 7 Milliarden Franken vor.

Weiteres Kurspotenzial trotz starker Kursrallye 

Seit dem Börsengang von Amrize hat die Holcim-Aktie deutlich zugelegt. Das Papier startete am 23. Juni bei 50,48 Franken in den Handel und ist mittlerweile auf 64,88 Franken gestiegen. Die Marktkapitalisierung kletterte von 26,9 Milliarden auf 36,8 Milliarden Franken.

Umgekehrt hat sich das Amrize-Papier entwickelt. Amrize startete am 23. Juni mit einem Kurs von 46 Franken an der Schweizer Börse, was knapp unter dem Referenzpreis von 46,08 Franken lag. Aber auch dieses Niveau konnte der Amrize-Titel nicht halten. Derzeit steht der Kurs bei 41,35 Franken. Die Marktkapitalisierung von Amrize ist damit von 26,1 Milliarden auf 23,5 Milliarden Franken gesunken.

Dennoch hat sich die Aufspaltung für die Aktionäre, die beide Papiere halten, bisher gelohnt. Holcim und Amrize bringen zusammen eine Marktkapitalisierung von rund 60 Milliarden Franken auf die Waage. Vor der Aufspaltung war der Gesamtkonzern 53 Milliarden Franken schwer gewesen.

15 Experten raten zum Kauf der Holcim-Titel. Nur sieben respektive ein Experte empfehlen ein Halten und Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel für die nächsten zwölf Monate wird bei 70,78 Franken gesehen - ein Aufwärtspotenzial von knapp 9 Prozent.
 
(AWP/cash)