Die EZB habe den jüngsten Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkte auf 0,50 Prozentpunkte verringert, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) der Zeitung "Die Presse" in einem am Freitag veröffentlichten Interview. Allerdings unter der der Annahme, dass dieser Wert einige Zeit gehalten werde, fügte er hinzu. "Meine Vorstellung dabei ist, dass es diesen Schritt nun mehrmals gibt, zumindest im ersten Halbjahr dieses Jahres," so Holzmann. Die nächste Zinssitzung der EZB ist am 2. Februar.

Die EZB hatte im Juli 2022 die Zinswende vollzogen und seitdem in rascher Folge bereits viermal die Schlüsselsätze angehoben - zuletzt im Dezember um 0,50 Prozentpunkte, nach zwei Jumbo-Zinserhöhungen um jeweils 0,75 Prozentpunkte im September und Oktober. Der Einlagensatz, der an den Finanzmärkten aktuell als der maßgebliche Satz gilt und den Geldhäuser für das Parken überschüssiger Gelder von der Notenbank erhalten, liegt damit inzwischen bei 2,0 Prozent.

"Wir sind zwar bereits fast im sogenannten neutralen Bereich", sagte Holzmann. So nennen die Notenbanken ein Zinsniveau, das die Wirtschaft weder bremst noch anschiebt. "Aber wenn die Kerninflation nicht eindeutig hinuntergeht, sind wir gezwungen, auch in den restriktiven Bereich hineinzugehen", ergänzte er. Volkswirte verstehen darunter einen Zinssatz, mit dem eine Volkswirtschaft gebremst wird. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos am Donnerstag gesagt, dass aus ihrer Sicht die Inflation in allen ihren Messgrößen noch viel zu hoch sei.

Die Kerninflation, in der die schwankungsreichen Preise für Energie, Lebensmittel, Alkohol und Tabak herausgerechnet sind, war im Dezember sogar auf 5,2 Prozent gestiegen von 5,0 Prozent im November. Die Gesamtinflation war dagegen auf 9,2 Prozent von 10,1 Prozent im November gesunken.

(Reuters)