In den USA sind am Samstag Hunderttausende Menschen bei landesweiten Protesten gegen Präsident Donald Trump auf die Strasse gegangen. Unter dem Motto «No Kings» («Keine Könige») warfen sie ihm bei über 2600 Kundgebungen autoritäre Tendenzen und Korruption vor. Die Organisatoren hatten mit Millionen Teilnehmern gerechnet. Die Demonstrationen in Grossstädten und Vororten verliefen den Angaben zufolge weitgehend friedlich und hatten oft einen festlichen Charakter. Berichte über Gesetzesverstösse gab es kaum.

Allein in New York gingen nach Angaben der Organisatoren mehr als 100.000 Menschen auf die Strasse, ohne dass es der Polizei zufolge zu Festnahmen kam. Auch in Boston, Philadelphia, Chicago und Seattle versammelten sich Tausende. In Los Angeles gab es mehr als ein Dutzend Kundgebungen. In Seattle füllten die Demonstranten eine mehr als eine Meile lange Paradestrecke. Die Polizei in San Diego sprach von mehr als 25.000 friedlichen Protestierenden. «Es gibt nichts Amerikanischeres, als zu sagen: 'Wir haben keine Könige' und unser Recht auf friedlichen Protest auszuüben», sagte Leah Greenberg, Mitbegründerin der progressiven Organisation Indivisible, die die Veranstaltungen mitorganisiert hatte.

Unter den Teilnehmern waren auch viele langjährige Anhänger der Republikanischen Partei. «Alles, wofür ich während meiner Militärzeit einzustehen glaubte, scheint in Gefahr zu sein», sagte der 70-jährige Militärveteran Kevin Brice in Portland, Oregon. «Obwohl ich ein lebenslanger Republikaner bin, unterstütze ich nicht die Richtung, in die die Partei geht.» Ein anderer Demonstrant in Houston trug ein T-Shirt mit der Aufschrift «Ehemaliger Republikaner». «Die Vorstellung, dass eine einzige Person mich von der Republikanischen Partei hätte abbringen können, ist verrückt», sagte der 74-jährige Steve Klopp.

Sorge über strafrechtliche Verfolgung von Trump-Gegnern

Die Proteste spiegeln eine wachsende Unruhe vor allem im linken politischen Spektrum wider. Anlass zur Sorge geben den Kritikern Entwicklungen wie die strafrechtliche Verfolgung von Trumps politischen Gegnern, sein militarisiertes Vorgehen in der Einwanderungspolitik und die Entsendung von Nationalgardisten in US-Städte. Das Motto «Keine Könige» ist eine Anspielung auf die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776. Trump hatte am Freitag in einem Interview des Senders Fox Business gesagt: «Sie bezeichnen mich als König - ich bin kein König.» Die Kundgebungen knüpften an eine erste Protestwelle am 14. Juni an, dem 79. Geburtstag des Präsidenten.

Begonnen hatten die Proteste am Samstag ausserhalb der USA: einige Hundert Demonstranten versammelten sich vor der US-Botschaft in London sowie in Madrid und Barcelona. In den USA selbst zogen am Samstagmorgen Demonstranten unter anderem in Richtung der Hauptstadt Washington.

Aus Reihen von Trumps Republikanern wurde den Demokraten und Protestbewegungen wie «No Kings» Anstiftung von Gewalt vorgeworfen - vor allem nach der Tötung des Aktivisten und engen Trump-Vertrauten Charlie Kirk im September. Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, bezeichnete sie als «Hass-Amerika-Kundgebung». Trump selbst äusserte sich zurückhaltend. Dem Sender Fox sagte er: «Sie bezeichnen mich als König - ich bin kein König.» 

(Reuters)