Die Zinspolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) hängt auf Gedeih und Verderb von jener der Europäischen Zentralbank ab. Und zwar solange, wie die SNB den Euro-Mindestkurs aufrecht hält. So hat auch Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank und ehemaliger Anlagechef der SNB, kürzlich im cash-Börsen-Talk gesagt: "Die Geldpolitik der SNB wird momentan in Frankfurt gemacht."

Die jüngsten Massnahmen der EZB haben somit auch indirekte Auswirkungen auf die schweizerische Hypothekenlandschaft. Denn solange die SNB das Zielband für den Leitzins auf rekordtiefen 0 bis 0,25 Prozent belässt, werden sich auch die Zinsen auf Hypotheken nicht signifikant nach oben verändern.

Das wiederum spricht dafür, Libor- gegenüber Festhypotheken zu bevorzugen. "Wir proklamieren den Libor seit langer Zeit und tun dies nach wie vor. Denn wir glauben, dass die Zinsen am Geldmarkt bis mindestens 2016 tief bleiben werden", sagt Werner Egli von der HypothekenBörse in Uster gegenüber cash.

Wie aktuelle Daten des Beratungsunternehmens Vermögenspartner zeigen, liegen die Zinsen für Libor-Hypotheken zwischen 0,9 und 1,3 Prozent. Diese Werte haben seit der Einführung des Euro-Mindestkurses im September 2011 Bestand (siehe Chart unten). Zum Vergleich: Die günstigste Festhypothek über 10 Jahre wird im Moment mit 1,8 Prozent verzinst – also doppelt so viel wie die günstigste Libor-Variante.

 

Zinsentwicklung von Libor-Hypotheken

Quelle: Vermögenspartner

Werner Egli von der HypothekenBörse empfiehlt zurzeit sogar den meisten Hausbesitzern, zu 100 Prozent in liborgebundene Hypotheken zu investieren. Eine Ausnahme macht er nur für Personen, die sehr kleine Geldbeträge aufnehmen.

Einerseits sind Libor-Hypotheken je nach Anbieter erst ab 100'000 bis 200'000 Franken zu haben. Und andererseits reagieren sie am schnellsten auf rasche und heftige Anstiege in der Zinslandschaft, was sich auch in der finanziellen Belastung des Hypothekennehmers niederschlägt.

Grosses Sparpotenzial

Wieviel Geld mit der Wahl der richtigen Hypothek gespart werden kann, zeigt ein Rechenbeispiel: Wer in den letzten drei Jahren bei einer Hypothek über 500'000 Franken auf den Libor anstatt auf eine fest verzinste Variante gesetzt hat, konnte pro Jahr rund 5000 Franken einsparen. Ein Online-Tool zu den Hypothekarkosten bietet beispielsweise auch cash.ch an.

Libor-Hypotheken orientieren sich am Zinssatz, zu dem Banken einander Geld ausleihen. Sie schwanken permanent. Libor-Schuldner sollten deshalb den Zinssatz aufmerksam verfolgen und gegebenenfalls reagieren. Es macht durchaus Sinn, die verantwortliche Bank oder den Berater zu beauftragen, das Hypotheken-Portfolio bei Erreichen eines bestimmten Zinses zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen.

Mehrere Portale bieten Alarmfunktionen an, die per Email oder SMS bei Zinsanstiegen warnen. Es gibt zudem zahlreiche Anbieter, bei denen das Risiko einer Zinserhöhung gegen einen Aufpreis abgesichert werden kann.

Genauso wie der Verlauf des Libor-Zins beobachtet werden muss, sollte auch die Attraktivität von Festhypotheken laufend überprüft werden. "Auch die Zinsen auf Kapitalmarkt-Hypotheken könnten unserer Meinung nach noch etwas zurückkommen. Sie haben sich in den letzten Monaten bereits deutlich vergünstigt", sagt Hypotheken-Experte Egli. Dass trotz der attraktiven Kosten in der Schweiz nur jede zehnte Hypothek als reine Libor-Hypothek abgeschlossen wird, liegt laut Egli nicht zuletzt an den Banken: "Die Banken verkaufen lieber Fest- als Liborhypotheken, da die Kundenbindung deutlich höher ist."