Trotz der jüngsten Entspannung im Zollstreit ist laut Gene Sperling von Pacific Investment Management Co. (Pimco) nicht mit einer baldigen Entspannung des Handelskonflikts zwischen den USA und China zu rechnen. Er warnt vor anhaltender Marktvolatilität.

Sperling, ehemaliger Direktor des National Economic Council (einer Abteilung des Weissen Hauses), warnte, dass die jüngste Atempause zwischen den grössten Volkswirtschaften der Welt die zugrunde liegenden strukturellen Probleme nicht lösen könne. Dazu gehören Rechte an geistigem Eigentum, Technologietransfers und Marktzugang.

«Ich glaube nicht, dass sich die Probleme mit China so einfach lösen lassen», sagte Sperling letzte Woche auf einer Morgan-Stanley-Konferenz in Sydney per Videokonferenz. «Länder wollen nicht den Eindruck erwecken, dass sie sich den Vereinigten Staaten unterwerfen.»

Er verwies auf Kanada, wo Mark Carney bei den letzten Wahlen als Sieger hervorging, indem er Präsident Donald Trump die Stirn bot. «Und genau das kann zu einem Nullsummenspiel bei den Zöllen führen, bei dem jede Seite das Gefühl hat, darauf reagieren zu müssen», fügte er hinzu. «Ich glaube daher, dass die Situation mit China noch einige Zeit andauern wird.»

Hintergrund seiner Äusserungen ist die Aussage Trumps, dass ein Handelsabkommen mit China abgeschlossen worden sei, wonach Peking «im Voraus» Seltene Erden und Magnete liefern und die USA chinesischen Studenten den Zugang zu ihren Hochschulen und Universitäten gewähren. Die USA und China werden nach der Vereinbarung von letzter Woche in London die Zölle auf dem derzeitigen, niedrigeren Niveau belassen. Dieses Niveau ist immer noch höher als vor Trumps Amtsantritt.

Anleger müssen ein gewisses Mass an Volatilität einkalkulieren

Sperling, ehemaliger Wirtschaftsberater der Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama und derzeit Berater für US-Wirtschaftspolitik bei Pimco, sagte, dass Trump wahrscheinlich weiterhin Zölle einsetzen werde. Dies werde auch die Verhandlungen mit der Europäischen Union erschweren, so Sperling.

«Einige der Veränderungen, die etwa von der EU gefordert werden, betreffen kulturelle Fragen» sagte Sperling und verwies dabei auf das europäische Einfuhrverbot für mit bestimmten Wachstumshormonen behandeltes Rindfleisch sowie auf eine Digitalsteuer für grosse multinationale Technologieunternehmen, von denen viele ihren Sitz in den USA haben.

Trump hat erwogen, Abschnitt 891 des US-Steuergesetzes anzuwenden, um die Steuersätze für ausländische Unternehmen aus Ländern, die eine Digitalsteuer erheben, zu verdoppeln, was die Spannungen zwischen den USA und der EU verschärft. All dies bedeutet, dass die Volatilität an den Märkten anhalten wird.

«Ich würde sagen, schnallen Sie sich an», so Sperling. «Wenn Sie jetzt Finanzinvestitionen in Betracht ziehen, müssen Sie ein gewisses Mass an Volatilität einkalkulieren. Das bedeutet nicht, dass alles völlig zufällig ist. Es bedeutet auch nicht, dass man nichts vorhersagen kann. Aber wenn Sie auf einen Moment der Klarheit warten, sind Sie in den nächsten drei Jahren im falschen Geschäft.»

(Bloomberg)