"Für mich ist das ein Indiz dafür, dass man aus der Finanzkrise eben nicht die richtigen Lehren gezogen hat", sagte der Ökonom jüngst in Berlin. Das hätte man in der langen Phase des billigen Geldes gut machen können, doch sei diese Chance vertan worden. "Es wurde nicht das getan, was notwendig ist." Die Kapitalvorsorge bei Banken sei zwar erhöht worden. Aber das nutze nichts, wenn diese in grossem Umfang Staatseinleihen halten. "Dafür muss man kein Eigenkapital vorhalten", sagte Fuest. Die SVB hatte massiv in US-Staatsanleihen investiert, die wegen der steigenden Zinsen aber stark an Kurswert verloren haben.

Auch wenn es in Europa bislang keinen vergleichbaren Fall gibt, sieht der Ifo-Chef auch hier Risiken. "Wir haben die gleichen ökonomischen Kräfte, die auf das Finanz- und Bankensystem wirken", sagte er. "Die Kombination aus sinkenden Assetpreisen wegen steigender Zinsen ist ein Mechanismus, den auch das europäische Bankensystem birgt." Das bringe die Europäische Zentralbank (EZB) in ein Dilemma, weil sie die Inflation bekämpfen müsse, aber die Entwicklung an den Finanzmärkten nicht aus den Blick verlieren dürfe. "Ihr Job ist die Inflationsbekämpfung", sagte Fuest. Weiche die EZB vom Zinserhöhungspfad ab, liefere sie ein "problematisches Signal an die Finanzmärkte".

Der Kollaps der SVB-Bank und die Probleme um die Credit Suisse hatten Schockwellen an den Finanzmärkten ausgelöst und auch in Europa den Bankensektor mit nach unten gezogen. 

(Reuters)