Der Ifo-Geschäftsklimaindex fiel auf 84,3 Zähler von 88,6 Punkten im Vormonat und damit auf den tiefsten Stand seit Mai 2020, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Rückgang auf 87,0 Punkte gerechnet. "Die deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Die Befragten äusserten sich zu ihrer Geschäftslage und zu den Aussichten noch skeptischer als zuletzt.

Im Frühjahr hat die deutsche Wirtschaft trotz der Folgen des Ukraine-Krieges noch ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent geschafft. Derzeit sind die Perspektiven wegen der verschärften Energiekrise und der hohen Inflation aber düster. Die Bundesbank rechnet damit, dass die Wirtschaft im zu Ende gehenden Sommer-Quartal voraussichtlich etwas schrumpft, dann Ende 2022 und Anfang 2023 sogar merklich Fahrt verliert.

Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:

Jens-Oliver Niklasch, LBBW: "Ein neuerlicher herber Rückschlag für die Konjunktur. Selbst die Lage kühlt sich jetzt rasch ab. Eine Rezession gilt ohnehin schon als ausgemacht, aber es kann durchaus noch schlimmer kommen. Die Erwartungen sind inzwischen im Panikbereich angelangt, was wir zuvor so nur auf dem Höhepunkt der Corona-Angst gesehen haben. Es wird somit höchste Zeit für stabilisierende Massnahmen der Politik. Unternehmen und Haushalte müssen endlich wieder Planungssicherheit in Sachen Energie - Preise und Verfügbarkeit - zurückgewinnen. Den meisten Unternehmen und Haushalten ist inzwischen klar, dass grosse Kosten auf sie zukommen. Dennoch sollte jetzt zumindest eine gewisse Obergrenze der Gesamtlast erkennbar werden."

Jörg Krämer, Commerzbank: "Das Ifo-Geschäftsklima ist im September förmlich eingebrochen. Dieser wichtige Frühindikator deutet mehr denn je auf eine Rezession im Winterhalbjahr. Der Energiepreisschock lässt die Kaufkraft der Konsumenten einbrechen und macht die Produktion vieler Unternehmen unrentabel. Deutschland ist durch die massiv verteuerten Energieimporte ärmer geworden. Wir stehen vor einem wirtschaftlich schwierigen Winter."

(Reuters)