Die IG Metall fordert einen baldigen Einstieg des Staates bei der Thysssenkrupp-Marine-Tochter. "Wir brauchen den Staat als Ankerinvestor und als starken Kunden", sagte der Chef der IG Metall Küste, Daniel Friedrich, der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag in einem Interview. "Wir betrachten eine Beteiligung des Staates als wesentlich. Es gibt da keine Absagen an eine Beteiligung des Staates." Die Bundesregierung solle sich bald entscheiden und damit auch privaten Investoren einen Einstieg erleichtern. Er setze darauf, dass die beteiligten Ministerien und das Kanzleramt in den nächsten Wochen Klarheit fänden. "Da sollte es noch im Herbst Bewegung geben."
Thyssenkrupp treibt derzeit die Verselbstständigung der Tochter Marine Systems (TKMS) voran, die unter anderem U-Boote, Fregatten, Korvetten und Anlagen zur Bergung alter Munition baut. Insidern zufolge führt der Konzern Gespräche mit privaten Investoren über einen Einstieg, darunter mit dem Finanzinvestor Carlyle. Carlyle lehnte ebenso wie Thyssenkrupp eine Stellungnahme ab. Vom Bundeswirtschaftsministerium war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.
Es liege jetzt an den Investoren, die nächste Schritte zu gehen und zu schauen, ob es in die heisse Phase gehe, sagte Friedrich, ohne Namen zu nennen. Die IG Metall hat sich offen für Finanzinvestoren gezeigt. "Auch ein Investor will wissen, wie weit gibt es staatliche Zusagen und staatliche Garantien. Da gibt es einen klaren Zusammenhang." Insidern zufolge könnten die Garantien für vergangene und künftige Geschäfte in Milliardenhöhe liegen.
Der Kurs des Thyssenkrupp-Konzerns hat sich Friedrich zufolge durch den Chefwechsel an der Spitze von Martina Merz zu Miguel Lopez nicht geändert. "Miguel Lopez ist bei dem Thema nah dran. Nach meinem Verständnis ist es so, dass sich die Entscheidung für eine Verselbständigung von TKMS durch den CEO-Wechsel nicht geändert hat."
Beratungen über Zukunft der Werften auf Konferenz in Bremen
Über die Zukunft des Marine-Schiffbaus geht es in der kommenden Woche auf der Nationalen Maritimen Konferenz in Bremen, an der auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck teilnehmen wollen. "Es wäre gut, wenn die Regierung in der nächsten Woche auf der Nationalen Maritimen Konferenz sagen würde, es gebe zwar noch weitere Gespräche, wie wir es machen, aber grundsätzlich sind wir bereit, im Marine-Schiffbau eine stärke aktive Rolle zu spielen als in der Vergangenheit", sagte Friedrich.
Eine Zerschlagung von Marine Systems etwa durch einen Verkauf der Thyssenkrupp-Tochter Atlas Elektronik kommt für den Gewerkschafter nicht in Frage. "Atlas Elektronik ist ein wesentlicher Faktor in einer möglichen Konsolidierung. Wenn es jemanden gibt, der Atlas ausgliedern will, muss der davon ausgehen, dass er sich mit der IG Metall anlegt. Das können und werden wir nicht unterstützen."
(Reuters)