Der Swiss Market Index (SMI), der aktuell bei 9172 Punkten steht, dürfte beim Ausbleiben grösserer weltpolitischer Schocks weiter zulegen: "Wenn das politische Element, das die Börse in letzter Zeit ziemlich beherrschte, etwas in den Hintergrund tritt, schaffen wir die 10'000 Punkte", sagt Alfred Herbert im cash-Börsen-Talk. Er erwartet dies für den nächsten Frühling, "wenn nicht sogar früher."

Die positiven Gewinnzahlen der Unternehmen in diesem Herbst zeigten in diese Richtung. Rückenwind erhielten vor allem auch Exporteure wegen der erstarkten Aussenhandelswährungen. Der Dollar steht zum Franken knapp bei der Parität, der Euro ist inzwischen zeitweise auf über 1,17 Franken gestiegen.

Den SMI-Schwergewichten Nestlé, Roche und Novartis, von denen bereits die Drittquartals- respektive Neunmonatszahlen vorliegen, traut der cash-Guru nach wie vor einiges zu. Bei Nestlé, wo der Aktienkurs seit Anfang Jahr 13 Prozent zugelegt hat, sei der Konzernumbau unter Ulf Mark Schneider schon weit: "Der macht Dampf."

Roche (Performance des Genussscheins seit 1. Januar -2 Prozent) sei zwar der Star der vergangenen Jahre gewesen und brauche einen Moment, bis es am Markt wieder aufwärts gehe: "Sie gehen dann auf breiter Front hervor." Novartis (+9 Prozent) schliesslich sei ein Schritt weiter als Roche. Wenn die Augensparte Alcon zum Kauf bereit sei, werde dies positive Folgen haben.

Bei den Nebenwerten hält Herbert an Basilea fest. Er empfahl die Aktie des Basler Pharmaentwicklers schon Anfang Jahr. Basilea, einst eine Abspaltung von Roche, forscht an Wirkstoffen gegen Infektionen. Auch in der Krebsforschung ist das Unternehmen aktiv. 2019 oder 2020 will das Unternehmen (endlich) schwarze Zahlen schreiben. Viele Anleger glauben, dass sich mit der Basilea-Aktie eine neue Biotech-Erfolgsstory entwickelt. So auch Alfred Herbert.

"Basilea ist ein Favorit von mir", sagt er. Er sei schon vor einem Jahr eingestiegen und habe damals die Erträge aus dem Verkauf der Actelion-Aktien dort investiert (Actelion wurde vom neuen Besitzer Johnson+Johnson im Juli dekotiert). Der Kursrückgang der Basilea-Aktie (siehe Chart) seit dem Sommer schreckt den langjährigen Anleger nicht, denn der Erfolg sei vorgespurt: "Basilea bekommt Abschlagzahlungen und erste Lizenzen."

Der Kurs werde mit der Zeit sprunghaft ansteigen. Herberts Fazit: "Das Tier läuft an und wird sich von selber ernähren." Ein nüchterner Blick auf den Aktienkurs zeigt allerdings, dass der Aktienkurs an derselben Stelle steht wie vor vier Jahren.

Der Verlauf der Basilea-Aktie zeigt ein Jahreshoch im Sommer, seitdem aber einen Kursrückgang (Grafik: cash.ch)

Chinas neuer «Kaiser» ist konsequent

Auch wenn Alfred Herbert die politischen Einflüsse auf die Börsenkurse kritisch sieht, rät er doch zur Beobachtung der Lage in China. Der seit fünf Jahren amtierende Staatschef Xi hat seine Position jüngst ausgebaut. Der "neue Kaiser" habe heute alle Machtbefugnisse, sagt Herbert: "Er wird diese dosiert, aber breit abgestützt einsetzen."

Der 19. Kongress der kommunistischen Partei von China hat Xi diese Woche auf die selbe Stufe erhoben wie den Gründer des sozialistischen Staates, Mao Tse-Tung. "Xi Jinpings Gedankengut für das neue Zeitalter des Sozialismus chinesischer Prägung" wird als zusätzliche Leitlinie in den Statuten der Partei aufgenommen. Nach Mao (1949 bis 1976) und dem bedeutenden Wirtschaftsreformer Deng Xiaoping (1979 bis 1997) ist Xi der dritte Herrscher der Volksrepublik, der in diese Sphäre erhöht wird.

 

 

Der 64-jährige Staatslenker wurde für fünf weitere Jahre an der Spitze von Staat und Partei sowie der mächtigen Militärkommission bestätigt. Erwartet wird aber, dass Xi auch über das Jahr 2022 hinaus an der Macht bleiben will. Wirtschaftlich ist China die zweitgrösste Wirtschaftsmacht der Welt nach den USA: Im dritten Quartal betrug das Wachstum gemäss offiziellen Angaben 6,8 Prozent, was eine leichte Verlangsamung gegenüber dem ersten Halbjahr darstellt.

Sorge bereitet Beobachtern aber vor allem, dass das Wachstum massgeblich auf eine exzessive Kreditvergabe zurückgeht. Durch immer höhere Unternehmensschulden würden Probleme jedoch nicht gelöst, sondern nur verschoben, lautet die offizielle Kritik. Die chinesische Wirtschaft zu reformieren und gleichzeitig das Wachstumsniveau zu halten, ist laut Herbert eine "Quadratur des Zirkels". Xi gehe diese Herausforderungen aber konsequent an.

Laut Herbert ändert sich auch nichts am chinesischen Herrschaftsanspruch: "China will bis 2050 die grösste Macht der Welt sein, bis dahin ist es im chinesischen Denken eine kurze Zeitspanne." Schon jetzt besässen chinesische Unternehmen 50 Schweizer Firmen.

Zur Krise in Katalonien, die derzeit an den Finanzmärkten für Gesprächsstoff sorgt, gibt Alfred Herbert eine kurze, klare Antwort. Im cash-Börsen-Talk äussert er sich zur laufenden Berichtssaison und nimmt kurze Einschätzungen zu ABB und Swisscom vor.