Robert N. (70) verlor 32'000 Franken an Onlinebetrüger. Willy Schaller (69) fiel auf eine dubiose Bettenfirma hinein und ist heute um 40'000 Franken ärmer. Der langjährige Wirt Oswald Ehrler (71) wurde von einem berühmten Ex-Fernsehkoch über den Tisch gezogen –und verlor 870 Franken. Sie alle sind Leidtragende von fiesen Betrugsmaschen und haben den Mut hinzustehen, um andere zu warnen. Denn sie sind bei weitem nicht die Einzigen.

Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer werden Opfer von solchen Maschen. Was erschwerend hinzukommt: Die Betrüger machen in der Schweiz ziemlich Kohle, wie ein neuer Bericht der «Financial Times» zeigt. Fast nirgends verlieren Betrugsopfer so viel Geld wie in der Schweiz. 2024 Konkret: Der durchschnittliche Verlust pro Opfer betrug gemäss der britischen Wirtschaftszeitung 2980 Dollar – also knapp 2500 Franken. Nur in der USA (2900 Franken) und in Dänemark (2520 Franken) kommen die Betrüger an noch mehr Geld.

35'000 Betrugstaten

2023 war die Zahl sogar noch höher. Damals verloren hiesige Betroffene von Betrugsfällen im Schnitt fast 3100 Franken. Hinter Singapur lag die Schweiz auf dem zweiten Platz.

Das ist allerdings nicht die einzige schlechte Nachricht. Denn: Betrugsstraftaten nehmen in der Schweiz seit 2017 rasant zu. Zwischen 2017 und 2024 hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik 2024 ist die Anzahl Betrugsstraftaten auf knapp 35'000 angewachsen, also auf rund 3,8 pro 1000 Einwohner. Bei vier von fünf Taten wurde jeweils ein digitales Tatvorgehen erfasst. Heisst, die Tat spielt sich im Internet ab.

Insgesamt gab es knapp 60'000 Straftaten mit digitalem Hintergrund. Davon fallen über 90 Prozent in den Bereich der Cyber-Wirtschaftskriminalität. Besonders stark haben Phishing-Angriffe sowie der Missbrauch von Online-Zahlungssystemen, Wertkarten oder einer fremden Identität zugenommen. Ein Trend mit negativer Entwicklung: Bereits 2023 sind die Zahlen von Cyberkriminalitätsfällen drastisch gestiegen.

Digitale Kriminalität steigt weiter

Der Fall von Robert N. ist ein typischer. Er wurde Opfer des Promi-Betrugs: Abzocker missbrauchen Prominente, um mit ihnen für dubiose Investitionen zu werben. Sie erfinden Interviews und benutzen Logos bekannter Medienunternehmen, um den erlogenen Geschichten Glaubwürdigkeit zu verleihen. In einem vermeintlichen Blick-Bericht verspricht Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter einen Gewinn von 7000 Franken pro Tag – sofern man sich bei einer betrügerischen Investment-Plattform anmeldet.

Robert N. hat Anzeige erstattet. Trotzdem hat er keine Ruhe. Jeden Tag rufen falsche Berater bei ihm an. Er hofft, dass der Spuk bald vorbei ist. Was bleibt, ist der grosse Verlust.

Dieser Artikel ist zuerst bei Blick.ch erschienen.