Im Tarifstreit mit der Bahn will die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) zum zweiten Mal den Schienenverkehr bundesweit lahmlegen. Am Freitag müssten sich Fernreisende und Wochenend-Pendler daher wieder auf Zugausfälle und Verspätungen einstellen, sagten Gewerkschaftsvertreter am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Auch in Kreisen der Bahn wird mit dem Ausstand vorm Wochenende gerechnet, hieß es im Konzern. Unabhängig davon werden Donnerstag und Freitag die Flughäfen in Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn von der Gewerkschaft Verdi bestreikt.

Sowohl EVG wie Bahn haben für Mittwoch zu Pressekonferenzen eingeladen. Weitere Angaben machte die Gewerkschaft zunächst nicht. Die EVG und Verdi für den öffentlichen Dienst hatten Ende März bereits parallel am gleichen Tag gestreikt und damit fast alle öffentlichen Verkehrsmittel lahmgelegt. Jetzt wird die EVG allein streiken, aber sämtliche rund 50 Bahn-Unternehmen treffen. Da auch Stellwerke und Bahnhöfe bestreikt werden, ist mit einem weitgehenden Stillstand im Fern-, Nah- und Güterverkehr ab der Nacht zum Freitag zu rechnen. Gestreikt werde, weil Arbeitgeber wie die Deutsche Bahn in den Tarifgesprächen bisher unbeweglich geblieben seien, hieß es bei der EVG.

Im Öffentlichen Dienst liegt mittlerweile ein Schlichterspruch vor, an dem sich auch die Deutsche Bahn orientieren will. Angeregt wurden Lohn-Erhöhungen im Gesamtvolumen von über zehn Prozent. Die Schlichter schlugen ein in mehreren Raten bis Februar 2024 ausgezahltes steuerfreies Inflationsausgleichsgeld von 3000 Euro vor, mit einer ersten Zahlung im Juni 2023.

Die EVG hatte dies am Wochenende aber als ungenügend abgelehnt. In der Einladung zur Pressekonferenz wurden die unzureichenden Angebote der Arbeitgeber kritisiert: "Deshalb müssen wir kurzfristig mehr Druck auf die Arbeitgeber ausüben, die immer noch meinen, die Forderungen der Beschäftigten ignorieren zu können."

Die Gewerkschaft verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei 50 Bahn- und Busunternehmen und pocht auf zwölf Prozent mehr Lohn, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr. Der Staatskonzern hatte fünf Prozent mehr und Einmalzahlungen von bis zu 2500 Euro angeboten.

Streik an diversen Flughäfen

Die Gewerkschaft Verdi will mit Streiks beim Luftsicherheitspersonal die Flughäfen Düsseldorf, Hamburg und Köln/Bonn weitgehend lahmlegen. Es sei mit längeren Wartezeiten bis hin zu Flugausfällen oder Streichungen zu rechnen, teilte Verdi mit. Der Arbeitskampf gelte für Beschäftigte im Luftsicherheitsbereich, die in der Fluggastkontrolle, der Personal- und Warenkontrolle und in Servicebereichen tätig seien. Der Streik beginnt demnach in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag und endet in der Nacht von Freitag auf Samstag.

Verdi verhandelt seit Jahren mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS), um die Zeitzuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit zu erhöhen und eine bessere Entlohnung von Überstunden durchzusetzen. Trotz der jüngsten Streiks habe es bisher keinen Durchbruch gegeben.

In Berlin haben zudem Vertreter der "Letzten Generation" Verkehrsbehinderungen angekündigt. Ab Mittwoch wolle man zunächst Protestaktionen auf das Regierungsviertel konzentrieren, um dann bis zur nächsten Woche die ganze Stadt zu treffen. Bekannt geworden sind die Aktivisten vor allem dadurch, dass sie sich auf Straßen festkleben, um gegen den klimaschädlichen Verkehr zu protestieren.

(Reuters)