Am wenigsten Mietwohnraum bekommen dagegen die Menschen in den polnischen Städten Breslau und Krakau für das dort im Schnitt verfügbare Haushaltseinkommen, wie aus einer am Montag veröffentlichten Studie der Immobilienberatung Catella hervorging. Die Analysten um Studienleiter Lars Vandrei haben dafür die aktuellen Marktpreise für Mietwohnungen untersucht und sind davon ausgegangen, dass 25 Prozent des zur Verfügung stehenden Nettoeinkommens für Kaltmiete als noch erschwinglich gelten können.
Unter diesen Bedingungen kann sich ein Durchschnitthaushalt in Breslau nur weniger als 45 Quadratmeter, einer in Graz dagegen fast 136 Quadratmeter leisten. In Deutschland ist das Verhältnis zwischen Durchschnittsmiete und -einkommen besonders gut in Düsseldorf, das nach Graz, dem belgischen Antwerpen und Stockholm auf Platz vier liegt. Während in Düsseldorf laut Catella im ersten Quartal 2023 durchschnittlich 12,60 Euro pro Quadratmeter im Monat als Kaltmiete verlangt wurden, waren es in Zürich - Platz fünf - 27,90 Euro. Hohe Durchschnittseinkommen führen auch dazu, dass Mieter in Genf - der Stadt mit den nach London zweithöchsten Mieten in Europa - noch mehr Wohnraum für das ihnen zur Verfügung stehende Geld bekamen als der Europa-Durchschnitt. Frankfurt und München rangierten knapp darunter.
Laut Catella wurden im ersten Quartal in Frankfurt 16,75 Euro und in München 21,50 Euro pro Quadratmeter aufgerufen. In London waren es demnach 33,10, in Genf 31,00 und in Luxemburg 30,00 Euro. Amsterdam, Dublin, Oslo und Paris erreichen wie Zürich die Marke von mindestens 25,00 Euro. Die günstigsten Mietpreise finden sich im belgischen Lüttich (9,50 Euro) gefolgt von der tschechischen Stadt Brünn mit durchschnittlich 10,00 Euro. Das Mieterparadies Graz liegt mit 10,25 Euro nur knapp darüber. Das Catella-Team untersuchte 63 Städte in 20 europäischen Ländern. Die durchschnittliche Miete von Wohnungen aller Baujahre lag bei 17,25 Euro. Das ist ein Plus im Vergleich zum ersten Quartal 2022 von fast 7,5 Prozent.
Steigende Preise, Hohe Nachfrage
Im selben Zeitraum ist der durchschnittliche Kaufpreis für Eigentumswohnungen in Europa um im Vergleich zum Mietenplus geringe 1,8 Prozent gestiegen, wie aus der Studie weiter hervorging. Die Preise reichen demnach von 1720 Euro pro Quadratmeter im finnischen Lahti bis 15'250 Euro in Genf. Die Wende in der Zinspolitik habe dazu geführt, dass bei Immobilientransaktionen vielerorts Flaute herrsche, so Catella. Zusammen mit den weiter steigenden Mieten führe dies dazu, dass die Renditen auf nahezu allen grossen europäischen Märkten für Wohnimmobilien gegenwärtig stiegen.
Doch die Frage der Erschwinglichkeit gerät auch ins Blickfeld von Unternehmen wie Catella, die ihr Geld nicht zuletzt selbst mit Immobilieninvestment und Fondsmanagement verdienen. Eine anhaltend hohe Nachfrage bei sinkendem Wohnungsangebot treibe die Mieten in die Höhe, erklärte Studienleiter Vandrei. "Der soziale Aspekt der Bezahlbarkeit wird damit weiter in den Vordergrund rücken."
(Reuters)
