Bei allem Katzenjammer über schwächelnde Industrieunternehmen und kriselnde Autozulieferer gerät eines in Vergessenheit: Dass zyklische Titel bei einer konjunkturellen Flaute unter Druck geraten, ist völlig normal und liegt in der Natur der Sache. Wenn die Industrie unter Druck steht, sinken die Aktienkurse vieler Zykliker, was deren Bewertung im Umkehrschluss attraktiv machen kann. 

Wer in zyklische Titel investieren will, sollte ein paar Grundregeln befolgen.

1. In welcher Phase des Zyklus' befindet sich das Unternehmen?

Zyklische Unternehmen durchlaufen in der Regel mehrere Phasen. Auf eine Periode, die von Expansion und Umsatzsteigerung geprägt ist, folgt früher oder später eine Phase der Unsicherheit. Werden etwa vermehrt Signale wahrgenommen, die auf eine wirtschaftliche Abschwächung hindeuten, wirkt sich dies negativ auf den Auftragseingang aus. Je nach Schwere des Problems kann aus einer Performance-Krise eine Liquiditätskrise werden.

Als Anleger sollten Sie das Unternehmen und das wirtschaftliche Umfeld, in dem es sich bewegt, genau anschauen. Versuchen Sie zu eruieren, in welcher dieser Phasen es steckt. Wichtig ist, nie in steigende Kurse "hineinzukaufen". Greifen Sie zu, wenn sich das Unternehmen in der unteren Hälfte des Zyklus' befindet. Wann genau der Zeitpunkt gekommen ist, ist freilich nie 100 prozentig sicher herauszulesen. Schweizer Zykliker wie Autoneum oder Feintool schwächeln bereits seit knapp zwei Jahren. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass die Krise in der Industrie und vor allem in der Autobranche noch weiter anhält.

Bei Aufzugshersteller Schindler hingegen könnte der Zeitpunkt gekommen sein, um einzusteigen. Die Aktie kommt seit über zwei Jahren nicht vom Fleck.

2. Wie steht es um die Bilanz des Unternehmens?

Auch wenn es sich bei zyklischen Werten lohnt, in deren schwachen Phasen zuzuschlagen, sollte der Verschuldungsgrad des Unternehmens nicht zu hoch sein – am besten ist die Firma schuldenfrei. Denn: Zykliker können jederzeit und ohne grosse Vorwarnung ein schlechtes Jahr erleben. Das kann bei hoher Verschuldung für den Anleger gefährlich werden. Also: Suchen Sie sich die zyklischen Werte mit der besten Bilanz aus der Branche heraus.

Schweizer Zykliker mit soliden Bilanzen sind beispielsweise Industrie-Titel wie Bucher oder Georg Fischer. Oft in Kritik steht wegen einer zu hohen Verschuldung dafür der österreichische und in der Schweiz kotierte Chiphersteller AMS.

3. Bewertung ist das eine - Aber hat der Anbieter die Kosten im Griff?

Zusammenhängend mit einer soliden Bilanz sollten Sie nicht vergessen, auch die internen Kosten des Unternehmens einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Ist die Firma in einer möglichen Krise noch profitabel? Anleger neigen nicht selten dazu, sich von günstigen Bewertungen blenden zu lassen. Aber: Wenn das Unternehmen in der nächsten Krise Konkurs geht, hilft die günstige Bewertung wenig. Hier heisst es, gefährliche Zykliker auszuschliessen.

4. Diversifizierung ist das Zauberwort: Gerade bei Zyklikern

Man liest und hört es in jedem Aktien-Ratgeber und bei fast jeder Anlagestrategie: "Diversifizieren Sie Ihr Portfolio." Und ja, es ist und bleibt unabdingbar, um im Depot Klumpenrisiko zu vermeiden. Das gilt auch – und insbesondere – für Zykliker. Gerade bei Werten, die regelmässig nach oben und unten ausschlagen können ist es entscheidend, breit aufgestellt zu sein.

Heisst: Ihre Titel sollten nicht komplett – auch nicht zum grossen Teil – aus einer Branche stammen (etwa der Automobilbranche). Achten Sie auch darauf, dass die Mehrheit Ihrer Zykliker nicht von einzelnen Rohstoffpreisen, wie etwa Öl, abhängig ist. Sonst laufen Sie Gefahr, Ihr gesamtes Portfolio durch eine Branchenkrise abstürzen zu lassen.

5. Behalten Sie die Nerven bei Schwankungen

Wer in Zykliker investiert, braucht ein straffes Kostüm. Sie sollten regelmässige Schwankungen bei ihren Aktienwerten aushalten können, sie liegen bei zyklischen Werten in der Natur der Sache. Wer keine Lust auf schwankende Kurse hat, ist bei defensiven Werten besser aufgehoben (mehr dazu hier: So gehen Sie defensiv).

6. Seien Sie auf weitere Kursrückgänge gefasst und handeln Sie, wenn nötig

Auch wenn Sie meinen, einen günstigen Zeitpunkt zum Kauf der Aktie gefunden zu haben, müssen Sie darauf gefasst sein, dass der Kurs noch weiter fallen kann. Ihren Ärger darüber, dass Sie zu früh gekauft haben, können Sie dadurch schmälern, indem Sie nachkaufen. Hier kommt die sogenannte Average Down Strategie zum Einsatz. Indem Sie bei einem tieferen Kurs nachkaufen, verringert sich der Durchschnittskaufpreis. Zu diesem Zweck sollten Sie immer ein wenig Cash in ihrem Portfolio halten.

7. Abwarten und Tee trinken

Haben Sie all diese Regeln befolgt, heisst es abwarten und Tee trinken. In der Regel dauert es mehrere Jahre, bis der Zyklus seinen Höhepunkt erreicht. Warten Sie mindestens, bis es mal wieder ein oder zwei Jahre richtig gut läuft. Dann können Sie darüber nachdenken, ob und wann es sich eventuell anbietet, sich vom Titel zu trennen. Wann genau der Zyklus seinen Höhepunkt erreicht hat und dementsprechend der richtige Zeitpunkt zum Aussteigen ist, ist freilich nie sicher vorhersehbar.

Quelle: Pixabay