Im bisherigen Jahresverlauf haben 91 Unternehmen erstmals Anleihen in indischer Rupie ausgegeben - rund 50 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Patanjali Ayurved von Yoga-Guru Baba Ramdev gehörte ebenso zu den neuen Bondemittenten wie die Wipro Enterprises, die zum Imperium des Software-Tycoons Azim Premji gehört.
Spielraum nach oben bleibt indessen. 2019 hatte Risikoscheu am Markt für Neuemissionen zu einer Flaute geführt, die noch nicht überwunden ist.
Der Anstieg der Bondemissionen wird dazu beitragen, die Markttiefe zu steigern. Anleger erhalten damit grössere Auswahlmöglichkeiten für Investments. Gleichzeitig steigt aber auch das Risiko, Schuldverschreibungen von Emittenten zu kaufen, die noch nicht über eine belegte Bonitätsgeschichte verfügen. Für die Firmen sind Bonddeals eine Gelegenheit, im Konjunkturabschwung Geldpuffer aufzubauen.
Die Platzierung von Anleihen ist in der Regel billiger als ein Bankdarlehen aufzunehmen. Bei der Quote fauler Kredite rechnet die indische Zentralbank mit einem Anstieg auf den höchsten Stand seit zwei Jahrzehnten, weshalb die Geschäftsbanken die Vergabe neuer Kredite reduzieren. Die durchschnittliche Rendite für dreijährige Bonds mit Top-Rating liegt bei 5,09 Prozent und damit 221 Basispunkte unter dem Zins von Krediten ähnlicher Laufzeit beim größten Geldinstituts des Landes, der State Bank of India.
Die Fremdkapitalkosten für Anleihen sind gesunken, nachdem Indien zur Überwindung der Corona-Pandemie beispiellose Stützungsmaßnahmen auf den Weg gebracht hat. Unter anderem wurden die Zinsen auf den niedrigsten Stand seit mindestens 2000 gesenkt, Finanzierungen für Bankenkäufe von Unternehmensanleihen von 1,13 Billionen Rupien (12,7 Milliarden Euro) zur Verfügung gestellt und Kreditrückzahlungen für Privatpersonen und Unternehmen gestundet.
Zu den Debütanten am Markt für Unternehmensanleihen gehört die Fedbank Financial Services aus Mumbai. Die zielgerichteten Langfrist-Repo-Geschäfte und Teilgarantien für kreditsuchende Unternehmen hätten die Entscheidung zur Ausgabe von Rupien-Anleihen beschleunigt, berichtet Vorstandschef Anil Kothuri.
Einige Investoren sind indessen besorgt, dass die Covid-19-Hilfsmaßnahmen das wahre Bild der finanziellen Gesundheit von Unternehmen verschleiern. Die Anleiherenditenprämien deuten dennoch darauf hin, dass der Markt insgesamt die Schritte begrüßt.
Der Spread zwischen erstklassigen dreijährigen Unternehmensanleihen und Staatspapieren vergleichbarer Laufzeit fiel im vergangenen Monat auf 22,4 Basispunkte, den niedrigsten Stand seit Oktober 2005. Am Freitag betrug der Renditeabstand 23 Basispunkte.
(Bloomberg)