Dass Industrieaktien derzeit gut im Kurs stehen, ist kein Geheimnis. Die Hoffnung auf einer Normalisierung der Weltwirtschaft seit Anfang Jahr dank Corona-Impfstoffen treibt Zykliker an. Auffällig ist dennoch, wie stark die Aktie des industriellen Mischkonzerns Bucher angezogen hat.

Die Aktie ist 12 Prozent mehr wert als am Jahresanfang. Vergleicht man den aktuellen Kurs mit dem Stand am 23. März, dem Markt-Tiefpunkt dieses Jahres, beträgt das Plus 66 Prozent. Vom Rekordstand Anfang 2018 ist der Kurs nur einen Kursschub von noch 15 Prozent entfernt.

Mit der guten Performance seit Anfang Jahr gleicht der Kurs von Bucher jenem von erfolgreichen Spezialisten wie Gurit, Autoneum oder Dätwyler. Nur: Bucher gehört zu der in der Schweiz selten gewordenen Unternehmensform der Mischkonzerne.

In der Division Kuhn Group baut Bucher Landwirtschaftsmaschinen. Diese grösste Division trägt 40 Prozent zum Umsatz bei. Municipal stellt Kommunalfahrzeuge eher, also Strassenkehr- oder Schneeräumfahrzeuge. Von dort kommen weitere rund 20 Prozent dem Umsatzes. Diese Geschäftsbereiche profitieren weltweit vom Ausbau der Landwirtschaft, aber auch der Städte.

Der Kurs der Bucher-Aktie in den vergangenen 36 Monaten (Grafik: cash.ch).

Die Auftragslage schwankt aber mit den Agrarpreisen wie auch der Bereitschaft von Regierungen und Metropolen, in Infrastrukturen zu investieren. Tiefe Nahrungsmittelpreise, Missernten und Dürren sowie knappe öffentliche Kassen sind schlecht für Bucher. Bucher ist, wie die Analysten von Kepler Cheuvreux schreiben, in vielem eine Wette auf eine Erholung der Landwirtschaftsausgaben in den nächsten Jahren.

Zu den fünf Firmenteilen gehört auch eine Sparte für Hydrauliksysteme. Die Gruppentocher Emhart Glass wiederum ist der wichtigste Anbieter weltweit für Anlagen, die Glasbehälter herstellen. Die fünfte Sparte baut Anlagen die Produktion von Wein, Fruchtsäften und anderen Getränken. Ausserdem vertreibt Bucher in der Schweiz Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen.

Eigentlich ein Weltkonzern

Die heutige Bucher-Gruppe geht zurück auf eine Schmiede, die vor 200 Jahren existierte und ist kleinen Zürcher Ort Niederweningen zuhause. Mit der globalen Ausrichtung ist das Unternehmen aber eigentlich ein Weltkonzern. Für das Unternehmen arbeiten rund überall auf der Welt 13'000 Menschen. 62 Prozent des Umsatzes kommen allerdings nach wie vor aus Europa.

Bucher gilt  als gut geführt und strategisch auf klaren Kurs. Nur geringe Synergien zwischen den Gruppengesellschaften nimmt man in Kauf. Die breite Aufstellung der Bucher-Gruppe hat sich nach Ansicht der Analysten der Züricher Kantonalbank in den vergangenen Jahren nicht als Nachteil erwiesen. Die Zyklen der einzelnen Absatzmärkte laufen unterschiedlich.

Auch ein Plus: Die Bilanz ist in solider Verfassung. Ein Nachteil ist allerdings, dass Bucher nur wenig im Servicegeschäft tätig ist. Andere Schweizer Industriefirmen verdanken den "After-Sales"-Aktivitäten teils eine Stabilisierung der Umsätze.

Viel im Kurs eingepreist

Trotz des helvetisch-soliden Touchs, den Bucher hat, bleibt die Aktie an der Börse eine nicht so sichere Wette. Der Vergleich mit dem schon erwähnten Kurshöchst vom Januar 2018 ist interessant. Damals erlebten viele Industrietitel einen "Peak". Die Kursentwicklung seitdem zeigt aber auch, wie sehr zyklische Aktien an der Börse hin- und hergetrieben werden.  

Die im Moment gute Börsenstimmung für Zykliker könnte durchaus dazu beitragen, dass Bucher noch Kursstände wie zu Zeiten des 2018er Rekordhochs erreichen wird. Auch die neue Präsidentschaft in den USA könnte Bucher nützen, falls Joe Biden den Handelsstreit USA-China deeskaliert. 

2021 dürfte auch wieder Schwierigkeiten mit sich bringen. Viel positives ist schon in die Kurse eingepreist. Allein der Kursrally seit den ersten positiven Impfstoff-News Anfang November verdankt die Bucher-Aktie einen 10-Prozent-Schub.