Als Geldgeber der Karlsruher fungiert unter anderem die Investmentfirma der Familie von LVMH-Gründer Bernard Arnault. Im ersten Quartal stiegt der Transaktionswert um mehr als 40 Prozent, sagte Co-Chief Executive Officer Tim Stracke in einem Interview. Letztes Jahr waren es etwa 2 Milliarden Euro.

Am beliebtesten aus zweiter Hand sind Zeitmesser von Rolex, Audemars Piguet und Patek Philippe - familiengeführte Unternehmen mit begrenzten Produktionskapazitäten. Inflationsängste schüren die Nachfrage, da Luxusuhren als wertstabil angesehen werden und als Schutz vor Währungsschwankungen.

"Was wir derzeit sehen, ist eher Angst vor Inflation und eine allgemein starke Nachfrage nach Uhren, was sich in höheren Umsätzen niederschlägt", so Stracke.

Bei einigen Modellen sind die Sekundärmarktpreise während der Pandemie in die Höhe geschnellt. Die Royal Oak Sportuhr aus Stahl von Audemars Piguet mit blauem Zifferblatt etwa kostet auf der Plattform derzeit mehr als 100'000 Schweizer Franken. Im April letzten Jahres waren es knapp 47'000 Franken.

Während der Verkauf von Luxusuhren im Einzelhandel um etwa 3 Prozent pro Jahr wächst, verzeichnet der Sekundärmarkt ein jährliches Wachstum von etwa 10 Prozent und soll laut McKinsey bis 2025 einen Umsatz von bis zu 32 Milliarden Dollar erreichen. Bei Chrono24 wird derzeit rund eine halbe Million Uhren zum Verkauf angeboten.

Weltweit Luxusuhren im Wert von 400 Milliarden Euro im Umlauf

Stracke hält den derzeitigen Preisanstieg nicht für eine Blase: Nachfrage und Preise seien stetig gestiegen und das Angebot sei stabil.

Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben profitabel mit einer operativen Gewinnspanne im "deutlich zweistelligen Bereich", so Stracke. Genauer wollte er nicht werden. Das Unternehmen erwirtschafte seine Einnahmen durch monatliche Gebühren, die von Händlern für das Einstellen ihrer Angebote gezahlt werde, sowie durch Provisionen pro Verkauf über die Plattform.

Gemessen am Transaktionswert machen Rolex-Uhren den mit Abstand grössten Umsatz auf der Plattform, gefolgt von Omega der Swatch Group, Patek Philippe und Audemars Piguet. Stracke schätzt, dass weltweit Luxusuhren im Wert von mehr als 400 Milliarden Euro im Umlauf sind.

Chrono24 wurde 2010 von Stracke und seinen Partnern übernommen und beschäftigt rund 600 Mitarbeiter. Geplant sind etwa ein Concierge-Service für Topkunden sowie der eigene Ankauf und die Authentifizierung von Uhren.

Nach mehreren Finanzierungsrunden ist ausreichend Liquidität da, ein Börsengang wird dennoch vorbereitet. Konkurrent Chronext hatte im Oktober seine Börsenpläne auf Eis gelegt mit dem Hinweis auf ungünstige Marktbedingungen.

"Ein Unternehmen unserer Grösse sollte immer bereit sein, an die Börse zu gehen", sagte Stracke. Ab 2023 könnte es soweit sein.

(Bloomberg)