In Deutschland, Italien und Spanien — drei der vier grössten Euro-Länder — liegt die Angst vor der Inflation auf Jahressicht nahe am oder sogar unter dem Durchschnitt seit der Einführung des Euro im Jahr 1999, wie Daten der Europäischen Kommission zeigen.
In der Nähe der Komfortzone der Währungshüter ist die Inflation noch lange nicht. In Frankreich zum Beispiel sind die Konsumenten mehr denn je in Sorge über die Preise. Das ist auch in Kroatien der Fall, wo die Gemeinschaftswährung im Januar eingeführt wurde.
Aus diesem Grund müssen die Zinsen nach Ansicht der Notenbanker weiterhin deutlich steigen - selbst wenn die Inflation wieder einstellig wird, die Erdgaspreise einbrechen und obgleich die EZB vor einem weiteren Rückgang des real verfügbaren Einkommens warnt.
Im Folgenden ein Überblick über die Treiber der Inflationserwartungen in den grössten Euro-Ländern — und im jüngsten Mitgliedsstaat.
Deutschland
Ein Jahrhundert nachdem die Hyperinflation die deutsche Wirtschaft in die Knie gezwungen hatte, ist die Angst vor steigenden Preisen immer noch Teil der DNA vieler Deutscher und erklärt, warum die durchschnittliche Besorgnis höher ist als in den meisten anderen europäischen Ländern. Die von der Regierung eingeführte Obergrenze für die Gaspreise hat der jüngsten Inflation, die bis auf über 11 Prozent hochgeschnellt war, den Schrecken genommen. Die Massnahme ist allerdings begrenzt. Bislang bringt aber auch das ungewöhnlich warme Winterwetter Entlastung bei den Energierechnungen.
Frankreich
Die Konsumenten in Frankreich haben von einigen der grosszügigsten staatlichen Unterstützungen in Europa profitiert, mit denen der Anstieg der Energiepreise abgefedert wurde. Sorgen macht die Teuerung den Bürgern aber auch im neuen Jahr noch. Die Regierung in Paris hat die Subventionierung von Benzin und Diesel gestrichen und deckelt die zulässigen Anstiege der Haushaltsrechnungen nicht mehr so strikt.
Italien
Während die Inflation zu den stärksten im Euroraum gehört, machen sich die Italiener mehr Sorgen über die Auswirkungen der höheren EZB-Zinsen auf das Wirtschaftswachstum und die Fähigkeit des Staates, seine gigantische Staatsverschuldung zu finanzieren. Die neue Regierung unter der Leitung der rechtsgerichteten Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat rund 75 Milliarden Euro ausgegeben, um Familien und Unternehmen vor den schlimmsten Auswirkungen der Energiepreiserhöhungen zu bewahren. Steuersenkungen kamen dabei ebenso zum Einsatz wie Rabatte auf Kraftstoff an der Zapfsäule.
Spanien
Spanien kündigte ein neues Massnahmenpaket im Volumen von 10 Milliarden Euro an, um den Abwärtsdruck auf die Preise auch im neuen Jahr aufrechtzuerhalten. In den vergangenen Monaten hat die Teuerung bereits rapide nachgelassen. Zum Jahreswechsel strich Premierminister Pedro Sanchez die teure Kraftstoffsubventionierung. Stattdessen führte die Regierung aber neue Steuererleichterungen für Grundnahrungsmittel ein. Die Inflation bei Lebensmitteln beträgt im Land rund 15 Prozent. Madrid hat eine Reihe von Energiesteuer-Senkungen beibehalten und plant, Brüssel um eine Verlängerung des Gaspreisdeckels für die iberische Halbinsel zu bitten.
Kroatien
Die Einführung der gemeinsamen Währung in diesem Monat hat einige Einzelhändler und Dienstleister im 20. Mitglied der Eurozone dazu veranlasst, die Preise zu erhöhen, was die Sorgen der Verbraucher noch verstärkt. Ministerpräsident Andrej Plenkovic forderte die Unternehmen letzte Woche auf, die Preise auf das Niveau von Dezember zurückzubringen. Andernfalls drohten nicht näher bezeichnete Sanktionen.
(Bloomberg)