In Deutschland sanken die Preise im Grosshandel um 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Freitag mitteilte. Dank der billigen Energie sind die Preise im Juni so stark gefallen wie seit drei Jahren nicht mehr. Das ist nicht nur der dritte Rückgang in Folge, sondern zugleich der stärkste seit Juni 2020, als der Ausbruch der Corona-Pandemie auch für ökonomische Verwerfungen sorgte. Im Mai hatte es ein Minus von 2,6 Prozent gegeben, im April von minus 0,5 Prozent. Von Mai auf Juni sanken die Grosshandelspreise ebenfalls, und zwar um 0,2 Prozent.
Mit dem sinkenden Preisdruck im Grosshandel könnte auch die Inflation in Deutschland weiter nachlassen. Denn der Grosshandel gilt als Scharnier zwischen Herstellern und Endkunden, Preissenkungen kommen in der Regel mit Verzögerung auch bei den Verbrauchern an. Die Inflationsrate ist im Juni gegen den Trend in der Euro-Zone auf 6,4 Prozent gestiegen, was auf Sondereffekte wie den ein Jahr zuvor eingeführten Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket zurückgeht.
Den grössten Einfluss auf die Entwicklung der Grosshandelspreise hatten im vergangenen Monat Mineralölerzeugnisse wie Benzin, die vor einem Jahr nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine besonders kräftig gestiegen waren. Diese waren diesmal um 22,7 Prozent billiger zu haben als ein Jahr zuvor. Ebenfalls günstiger waren Altmaterial und Reststoffe (-31,7 Prozent), Getreide, Rohtabak, Saatgut und Futtermittel (-28,4 Prozent) sowie Erze, Metalle und Metallhalbzeug (-20,8 Prozent). Dagegen stiegen die Preise für Obst, Gemüse und Kartoffeln (+29,5 Prozent) sowie für lebende Tiere (+20,7 Prozent).
Stärkster Inflationstreiber sind aktuell Nahrungsmittel, für die Verbraucher im Juni 13,7 Prozent mehr bezahlen mussten als ein Jahr zuvor. Aber auch hier deutet sich Entspannung an: Die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte fielen im Mai um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat und damit zum zweiten Mal in Folge, wie das Statistikamt weiter mitteilte. Pflanzliche Produkte kosteten 20,8 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, tierische Erzeugnisse dagegen 2,1 Prozent mehr. Sinkende Erzeugerpreise kommen in der Regel zeitverzögert auch bei den Verbrauchern an.
(Reuters)