Waren und Dienstleistungen verteuerten sich um durchschnittlich 84,39 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt am Montag mitteilte. Im Oktober hatte die Teuerungsrate noch mit 85,51 Prozent den höchsten Stand seit 24 Jahren erreicht, nachdem sie 17 Monate in Folge gestiegen war. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen rechnen im laufenden Dezember mit einem kräftigen Rückgang der Inflationsrate auf 69 Prozent, weil dann ein sogenannter Basiseffekt wirkt: Die Preise waren bereits im Dezember 2021 stark erhöht, weshalb der Anstieg nun kleiner ausfallen dürfte.

Preistreiber Nummer eins blieben die Transportkosten, zu denen Kraftstoffe wie Benzin gerechnet werden. Sie erhöhten sich um 107 Prozent im Vergleich zu November 2021. Lebensmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich um mehr als 102 Prozent. Auch für Möbel und Haushaltsgeräte mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher tiefer in die Taschen greifen: Sie kosteten durchschnittlich 92,83 Prozent mehr als im November 2021. Grund für die stark steigenden Preise sind vor allem die Folgen des russischen Krieges gegen die Ukraine, durch den viele Rohstoffe deutlich teurer geworden sind.

Die steigende Inflation ist aber auch eng verbunden mit der schwächelnden Lira: Die Landeswährung hat im vergangenen Jahr 44 Prozent an Wert zum Dollar verloren, in diesem Jahr bislang weitere etwa 30 Prozent. Ein Grund dafür ist Ökonomen zufolge die Geldpolitik der türkische Zentralbank. Diese hat ihren Leitzins im November ungeachtet der hohen Inflation erstmals seit mehr als zwei Jahren in den einstelligen Bereich gesenkt: Er wurde auf 9,0 von 10,5 Prozent zurückgenommen. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor gefordert, das Niveau bis Jahresende in den einstelligen Bereich abzusenken. Die Zentralbank hatte vor mehr als einem Jahr mit der Lockerung ihrer Geldpolitik begonnen. Damals lag der Zinssatz noch bei 19 Prozent.

Bei Ökonomen sorgt dieser Kurs für Kopfschütteln. Die grosse Mehrheit der Experten empfiehlt, die starke Teuerung mit höheren Zinsen zu bekämpfen, wie das etwa die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) versuchen. Argentinien, wo die Inflationsrate ebenfalls bei mehr als 80 Prozent liegt, hat den Leitzins auf mittlerweile 75 Prozent festgesetzt.

(Reuters)