In der Türkei hat sich die Inflation im Juli kräftig verstärkt. Im Jahresvergleich legten die Verbraucherpreise um 47,8 Prozent zu, wie das Statistikamt am Donnerstag in Ankara mitteilte. Im Juni hatte die Inflationsrate 38,2 Prozent betragen. Mit dem Anstieg der Inflationsrate ist die Teuerung in der Türkei wieder so stark wie seit März nicht mehr.

Analysten hatten einen sprunghaften Anstieg der Teuerung erwartet, waren aber im Schnitt nur von einer Inflationsrate von 46,8 Prozent ausgegangen. Im vergangenen Jahr war die Teuerung zeitweise bis auf rund 85 Prozent gestiegen. Seitdem hatte sie sich bis zum Juni spürbar abgeschwächt.

Die Kernrate der Inflation, bei der stark schwankende Preise für Nahrungsmittel und Energie ausgeklammert werden, stieg im Juli auf 56,1 Prozent, wie es weiter hiess. Ein wesentlicher Grund für das Anziehen der Inflation ist die schwache Landeswährung Lira, die Einfuhren in die Türkei verteuert. Die türkische Landeswährung hat seit Juni stark an Wert verloren. Im Handel mit dem US-Dollar ist der Kurs in dieser Zeit etwa 30 Prozent gefallen.

Die jüngste Talfahrt der Lira hatte eingesetzt, nachdem Recep Tayyip Erdogan bei den Präsidentschaftswahlen im Mai als Sieger hervorgegangen war. Zwar hat die Notenbank des Landes den Leitzins im Juni und Juli jeweils angehoben, auf zuletzt 17,5 Prozent. Experten bewerten die Anhebung jedoch als zu schwach und nur als ersten Schritt hin zu einer nachhaltigeren Geldpolitik.

Zuvor war die türkische Geldpolitik angesichts der starken Inflation viel zu locker. Lange Zeit ist die Zentralbank anders als viele andere Notenbanken vorgegangen: Auf die hohe Teuerung hatte sie nicht mit Zinsanhebungen reagiert, sondern ihre Leitzinsen sogar reduziert. Beobachter führten den Kurs auf politischen Druck zurück, da Staatspräsident Erdogan ein grundsätzlicher Gegner hoher Zinsen ist.

Experten erklärten den Anstieg der Inflation im Juli zudem mit Steuererhöhungen auf zahlreiche Waren und auf Treibstoff. Damit sollen kostspielige Zusagen finanziert werden, die vor der Präsidentschaftswahl gemacht wurden. 

(AWP)