Die Europäische Union steht Insidern zufolge womöglich kurz davor, die Einführung neuer Bankenvorschriften zur Abgrenzung der Handelsbücher zeitlich zu verschieben. Zunächst solle noch mehr Klarheit gewonnen werden über die Pläne der US-Regierung zur Deregulierung des Finanzsektors, sagten fünf hochrangige Mitarbeiter europäischer und nationaler Institutionen der Nachrichtenagentur Reuters. Bei der Fundamentalen Überprüfung des Handelsbuchs (FRTB), die ein Teil des grossen Reformpakets Basel III zur Bankenregulierung ist, geht es unter anderem um die Behandlung von Marktpreisrisiken. Auch Kapital- und Berichtsanforderungen sind Teil davon. Die Einführung ist in der EU bereits auf 2026 verschoben worden, als klar wurde, dass die Vorschriften in den USA nicht fristgerecht umgesetzt werden.
Eine Verschiebung auf Januar 2027 spiegele auch den Druck seitens der europäischen Banken wider, sagten die Insider. Denn Geldhäuser befürchteten, sie könnten gegenüber ihren Rivalen in den USA und in Grossbritannien ins Hintertreffen geraten. Einem hochrangigen EU-Mitarbeiter zufolge, hat EU-Kommissarin Maria Luís Albuquerque die Finanzminister der EU über die Verzögerung auf einem Treffen am 13. Mai unterrichtet. Die EU-Kommission hatte gesagt, sie werde nach Konsultationen mit der Branche und ihren Aufsehern bis Ende Juni eine Entscheidung fällen, ob die Einführung der FRTB-Vorschriften hinausgezögert werden solle oder nicht.
Die USA hatten die Einführung des gesamten Basel-III-Reformpakets erst einmal auf Eis gelegt. US-Präsident Donald Trump hatte zudem signalisiert, seine Regierung werde womöglich sogar einige bestehende Vorschriften lockern. Das würde eine komplette Wende bedeuten, nachdem sich alle wichtigen Länder nach der Finanzkrise 2007 bis 2009 auf schärfere Bankenvorschriften verständigt hatten.
(Reuters)