Grund für die  möglichen Förderkürzungen seien die ukrainischen Drohnenangriffe auf wichtige Exporthäfen und Raffinerien, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. Transneft habe in den vergangenen Tagen die Möglichkeiten der Ölkonzerne eingeschränkt, Rohöl in seinem Pipelinesystem zu lagern, erklärten zwei Brancheninsider. Zudem habe der Konzern die Produzenten gewarnt, dass er möglicherweise weniger Öl annehmen müsse, wenn seine Infrastruktur weiter beschädigt werde. Eine Stellungnahme von Transneft lag zunächst nicht vor.

Die Ukraine hat seit August ihre Angriffe auf russische Energieanlagen verstärkt. Kiew will damit die Einnahmen der russischen Regierung schmälern und damit deren Kriegskasse treffen. Ukrainische Drohnen haben nach Angaben von Militärvertretern der Ukraine und russischen Branchenkennern bisher mindestens zehn Raffinerien getroffen. Zudem seien die wichtigen Ostseehäfen Ust-Luga und Primorsk beschädigt worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte die Angriffe auf die russische Ölinfrastruktur «die Sanktionen, die am schnellsten wirken».

Die Angriffe könnten Russland, das für neun Prozent der weltweiten Ölförderung verantwortlich ist, letztlich zu Produktionskürzungen zwingen. Dies steht im Widerspruch zu einer Vereinbarung im Rahmen der Opec+. Das Kartell aus den Mitgliedern der Organisation erdölexportierender Länder (Opec) und weiteren Förderstaaten wie Russland hat vereinbart, dass die russische Ölförderquote in diesem Monat auf 9,449 Millionen Barrel pro Tag steigen sollte. Russland verfügt jedoch im Gegensatz zum führenden Opec-Produzenten Saudi-Arabien nicht über nennenswerte Kapazitäten zur Lagerung von Öl. US-Banken wie J.P. Morgan und Goldman Sachs gehen davon aus, dass die Ausfälle in den Raffinerien und die begrenzten Lagerkapazitäten die Produktion belasten werden. Der Rückgang dürfte jedoch moderat ausfallen, da energiehungrige Käufer aus Asien weiter Appetit auf russisches Rohöl hätten.

(Reuters/cash)