Die Parallelen sind unübersehbar, und sie lassen bei vielen alten Börsen-Hasen ungute Gefühle hochkommen: Wie schon vor fast 20 Jahren streben heute vor allem in den USA zahlreiche gehypte, mit viel Zukunftsfantasie angereicherte Technologie-Unternehmen an die Börse. Damals wie heute sind viele dieser so genannten "Einhörner" aber massiv überschuldet und unprofitabel. Die Anleger-Gier führte damals zum Platzen der Dotcom-Bubble.

Steht uns nun eine erneute Dotcom-Blase 2.0 ins Haus? Ist die Häufung der Börsengänge ein Zeichen für ein nahendes Ende des überreifen Bullenmarktes bei Aktien? Meiner Meinung nach sind solche Befürchtungen überzogen.

Klar: Mit dem IPO von Uber wird das zweite Quartal 2019 gemessen am IPO-Volumen massiv ausfallen. Aber es wird kein Rekordquartal in den USA. Selbst das dritte Quartal 2014 war vom Volumen her grösser. Damals ging der Onlinehändler Alibaba mit seinem 25 Milliarden Dollar schweren IPO an die Wall Street. Ein jähes Ende des damals schon fünf Jahre alten Anstiegs der Börsen gabs aber nicht.

Ein zweiter Punkt scheint mir viel wichtiger: Die Investoren haben offenbar etwas gelernt. Sie schauen bei den Börsengängen der Tech-Unternehmen genauer hin. Bei Uber, hoch verschuldet und allein im letzten Jahr mit einem gigantischen Verlust von fast 3 Milliarden Dollar, hielt sich die Aktien-Nachfrage schon im Vorfeld des IPO in Grenzen. Die Bewertung von Uber liegt vor dem IPO rund einen Drittel tiefer als die Marke, die sich Uber-Besitzer und die federführenden IPO-Banken noch im letzten Jahr erhofft hatten.

Anleger haben das Beispiel von Lyft vor Augen. Die Aktie des kleineren Uber-Konkurrenten machte beim IPO Ende März zwar kurz Bocksprünge. Nun handelt die Lyft-Aktie bereits einen Drittel unter dem Anfangswert. Die Liste von Tech-IPO-Enttäuschungen liesse sich fortsetzen. Erinnern Sie sich noch an die Foto-App Snap? Die Aktie kostete zu Beginn fast 30 Dollar. Heute, etwas mehr als zwei Jahre später, sind noch 10 Dollar übrig.

Das muss nicht heissen, dass diesen Unternehmen der Weg zum Börsenruhm verwehrt bleibt. Amazon zum Beispiel war 14 Jahre nach dem Börsengang erstmals profitabel. Die derzeitige Anlegerskepsis bei Tech-Börsengängen kann den Aktienmärkten aber nur guttun. Man kann es auch gesunde Selbstregulierung nennen.