"Wir haben in den letzten Jahren an unserer Kapazitätsgrenze produziert, und alle Zeichen stehen auf weiteres Wachstum", sagte Vorstandschef Wolfgang Speck. Das Unternehmen aus Jandelsbrunn im Bayerischen Wald brauche daher Zugang zum Kapitalmarkt. Rund die Hälfte der Anteile soll an die Frankfurter Börse gebracht werden, der Grossteil stammt davon aus dem Besitz der niederländischen Mehrheitseigentümer Wim de Pundert und Klaas Meertens. Das Unternehmen selbst will mit einer Kapitalerhöhung rund 20 Millionen Euro für den beschleunigten Ausbau der Produktionsanlagen einsammeln. Finanzkreisen zufolge könnte der Börsengang insgesamt rund 400 Millionen Euro schwer werden.

Das Unternehmen war in den vergangenen Jahren stark gewachsen und hatte wie die gesamte Branche in der Corona-Krise Rückenwind bekommen. Denn seit dem Ausbruch der Pandemie setzen Urlauber aus Sorge vor Ansteckung verstärkt auf Wohnmobile. Dabei ist auch Luxus gefragt: Mit fünf Marken und Wohnwagen- und Wohnmobilen zum Preis von 11'000 Euro bis 635'000 Euro decke Knaus Tabbert den gesamten Markt ab, sagte Speck. Aktuelle Entwicklungen will die Branche vom Freitag an auf der Branchenmesse Caravan Salon in Düsseldorf präsentieren.

Mit dem Börsengang will Knaus Tabbert das Marktwachstum mit Fahrzeugen zum Kauf und zur Miete nutzen. Unter anderem solle in die vom Herbst 2021 an geplante Produktion in Ungarn investiert werden. Zwar habe Knaus Tabbert die Produktion seit 2013 auf 26'000 Fahrzeuge verdoppelt, dennoch fahre man dem boomenden Markt ständig hinterher, sagte Speck.

Bis 2019 starkes Wachstum

Knaus Tabbert erwirtschaftete 2019 einen Umsatz von 780,4 Millionen Euro und einen Betriebsgewinn (Ebitda) von 64,3 Millionen Euro. Von 2017 bis 2019 wuchs der Umsatz nach Unternehmensangaben pro Jahr durchschnittlich um fast 15 Prozent. Der Betriebsgewinn legte durchschnittlich um etwa neun Prozent zu. Da die Produktion wegen der Corona-Pandemie im April stillstand, werde Knaus Tabbert in diesem Jahr auf der Stelle treten, bevor es 2021 wieder aufwärts geht, so Speck. Langfristig will das Unternehmen aus eigener Kraft um zehn bis zwölf Prozent wachsen.

Nach Angaben eines Insiders hofft Knaus Tabbert auf einen Börsenwert von mehr als 800 Millionen Euro. Bei einem für 2021 erwarteten operativen Ergebnis (Ebitda) von 75 Millionen bis 80 Millionen Euro wäre das eine höhere Bewertung als die des französischen Rivalen Trigano. Ein weiterer grosser Rivale ist der schwäbischen Hersteller Hymer. Knaus Tabbert gehört der Beteiligungsgesellschaft HTP von de Pundert und Meertens, die den Wohnmobil-Bauer 2009 aus der Insolvenz herausgekauft hatte und nun Kasse macht. Speck, der selbst Anteile von Knaus Tabbert hält, will langfristig an Bord bleiben.

Anleger will Knaus Tabbert auch mit der Aussicht auf Gewinnausschüttungen locken. Wiederholt betonte Speck, dass das Unternehmen trotz hoher Investitionen in den vergangenen Jahren verlässlich Dividenden an seine Eigentümer gezahlt habe.

Geplant ist eine Notiz im vergleichsweise streng regulierten Prime Standard der Frankfurter Börse. Dies ist Voraussetzung, um in einen der Auswahlindexes der Börse wie dem SDax aufgenommen zu werden. Einen genauen Termin für den Schritt auf das Parkett nannte Knaus Tabbert nicht, doch in der Vergangenheit vergingen zwischen Ankündigung und Erstnotiz in der Regel rund vier Wochen. In der Corona-Krise haben viele Unternehmen diesen Zeitplan beschleunigt. Der Börsengang wird von den Banken Jefferies, UniCredit und ABN Amro begleitet.

(Reuters)