«Die israelischen Streitkräfte (IDF) weiten ihre Bodenoperationen gegen Hamas-Zentren im gesamten Gazastreifen aus», sagte Militärsprecher Daniel Hagari am Sonntagabend zu Journalisten in Tel Aviv. «Die Streitkräfte begegnen den Terroristen von Angesicht zu Angesicht und töten sie.» Die Taktik im Süden des Gazastreifens soll der im Norden ähneln. «Wir haben im nördlichen Gazastreifen stark und gründlich gekämpft, und wir tun es jetzt auch im südlichen Gazastreifen», teilte Generalstabschef Herzi Halevi mit. Vor rund fünf Wochen hatte die israelische Arme ihre Bodenoffensive im Norden des Gazastreifens nach einem Grossangriff der Hamas auf israelische Zivilisten gestartet.

Das israelische Militär hatte am Vormittag die Palästinenser im Süden des Gazastreifens aufgefordert, bestimmte Regionen im Grossraum der Stadt Chan Junis zu verlassen. Die Bevölkerung sollte sich in bekannte Schutzeinrichtungen für Flüchtlinge westlich der Stadt begeben. Auch weiter nach Süden in Richtung Rafah an der Grenze zu Ägypten sollten die Palästinenser geschickt werden.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte am Samstag gesagt, Israel lege in Kooperation mit den USA und internationalen Organisationen sichere Gebiete für die Zivilbevölkerung fest. UN-Vertreter und Bewohner des Gazastreifens erklärten indes, es sei schwer, Evakuierungsaufforderungen rechtzeitig zu bekommen und ihnen zu folgen, weil Strom und Internet immer wieder ausfielen.

Hamas-Kämpfer hatten am 7. Oktober im Süden Israels nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und etwa 240 Geiseln genommen, darunter Ausländer und Doppelstaatler. Israel startete daraufhin einen grossangelegten Militäreinsatz im Gazastreifen.

Einem Medienbericht zufolge will Israel die Hamas im Ausland verfolgen. Israel werde die Hamas im Libanon, in der Türkei und in Katar jagen, auch wenn es Jahre dauern sollte, sagte der Chef des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet in einer Aufzeichnung, die der öffentlich-rechtliche israelische Fernsehsender Kan ausstrahlte. Es war unklar, wann der Chef des Schin Bet, Ronen Bar, diese Äusserungen machte und an wen er sie richtete. Die Behörde selbst lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Ausser im Gazastreifen halten sich die Hamas-Anführer im Libanon, in der Türkei und in Katar auf oder besuchen diese Länder häufig. Katar half bei der Vermittlung einer einwöchigen Feuerpause, die am Freitag endete.

Katar forderte dem TV-Sender Al Jazeera zufolge eine umfassende und unabhängige internationale Untersuchung von möglichen Verbrechen Israels im Gazastreifen. Damit müsse unverzüglich begonnen werden, berichtete der Sender unter Berufung auf Ministerpräsident Scheich Mohammed Bin Abdulrahman al-Thani. Katar stehe weiter als Vermittler für eine weitere Feuerpause und schliesslich einen Waffenstillstand zur Verfügung.

(Reuters)