Anfang Jahr, wenn die Strategen und Vermögensverwalter ihre Prognosen für das Jahr entwerfen, ist oft von "Schwarzen Schwänen" die Rede. Solche Tiere gibt es tatsächlich, ein Einzelgänger dieser Art weilte etwa Anfang 2018 am Bodensee. Vogelschützer beschreiben das Federvieh als "ziemlich aggressiv".

Finanzprognostiker meinen mit einem Schwarzer Schwan aber ein unerwartetes Ereignis von grosser Tragweite, welches die Finanzmärkte erschüttern kann. Der ehemalige Börsenhändler und Autor Nassim Nicholas Taleb hat den Begriff in seinem vor 13 Jahren erschienenen Buch "Der Schwarze Schwan: Die Macht höchst unwahrscheinlicher Ereignisse" geprägt.

Ein Schwarzer Schwan ist also auch an den Märkten sehr ungemütlich. In der Vergangenheit nannte man das Erdbeben in Japan mit der folgenden Atomkatastrophe in Fukushima solche "Black-Swan"-Ereignisse. 

Viele Marktteilnehmer fragen sich nun, ob auch das Coronavirus in diese Kategorie gehört. Denn die relative Gelassenheit, mit denen die Anleger dem Virus in den letzten Wochen ausserhalb von Asien begegnet waren, ist nun mit der Verbreitung der Krankheit in Norditalien vorbei. Die Aktienmärkte befinden sich am Montag im freien Fall.

Die Frage, ob es sich beim Coronavirus um einem Schwarzen Schwan handelt, ist aus Anlegersicht überflüssig. Aktieninvestoren müssen sich nun so verhalten, wie bei solchen Ereignissen immer agieren sollten. Das heisst zuallererst: Nicht in Panik ausbrechen, nicht dem Herdentrieb folgen und auch nicht der Verlockung erliegen, bei jahrelang gut gelaufenen Aktien nun die Gewinne einzustreichen. Als langfristig orientierter Anleger muss man solche Dellen an den Börsen aushalten können. Viele Börsianer, die im Panikmodus Aktien losgeschlagen haben, mussten dies später bereuen.

Wirtschaftsprofessor Thomas Straubhaar erklärt im heutigen cash-Interview die Mechanismen, die zu solchem Verhalten führen: Der Mensch tendiert dazu, kurzfristige Risiken überzubewerten, während er langfristige Effekte unterbewertet. Schocks wie der Coronavirus seien für die Makroökonomie "langfristig verblüffend bedeutungslos."

Für Anleger heisst das: An den Märkten wird es früher oder später wieder aufwärtsgehen, wie in den letzten Jahrzehnten auch. Erst dann müssen Anleger handeln. Nämlich Aktien zukaufen.