Der Börsengang des Zürcher Konsumkreditinstituts GE Money Bank schlägt seit Wochen hohe Wellen. Es handelt sich nicht nur um den wohl bedeutendsten Initial Public Offering (IPO) des Jahres, sondern um den grössten seit sieben Jahren. Die Finanztochter des US-Mischkonzerns General Electric (GE) strebt eine Marktkapitalisierung von bis zu 1,5 Milliarden Franken an. Das würde die GE Money Bank in die Region der Zuger Kantonalbank bringen, die von der Börse derzeit mit knapp 1,4 Milliarden Franken bewertet wird. 

Am Mittwoch soll die Aktie des Unternehmens, das den Namen in "Cembra Money Bank" umbenennen wird, erstmals an der Schweizer Börse gehandelt werden. Ein ähnliches Debakel wie bei Ledermann Immobilien ist indes weitgehend auszuschliessen. Der Zürcher Immobilienkönig aus dem Seefeld-Quartier musste am Morgen vor der Erstnotierung den Börsengang abblasen - offenbar war das Interesse von institutioneller Seite her zu gering gewesen. 

Dennoch stellt sich für den Privatanleger auch bei der GE Money Bank die Frage, ob und wann er diese Aktie kaufen soll. Als Wegweiser hat cash die wichtigsten Fragen und Antworten zum IPO des Jahres zusammengestellt:


Wieso geht die GE Money Bank an die Börse?

Der Mutterkonzern GE ist seit über einen Jahr intensiv daran, das Finanzgeschäft des Grossunternehmens abzuspecken. Bereits zu Beginn der Finanzkrise hatte GE das Konsumkreditgeschäft in Deutschland und Österreich an die spanische Bank Santander verkauft. Ein ähnliches Vorhaben ist Kreisen zufolge in der Schweiz gescheitert. Sowohl die Konkurrentin Aduno als auch die UBS hatten Kaufabsichten geäussert, sind aber nicht zum Zug gekommen. Als Ausweg wurde deshalb der Weg an die Börse eingeschlagen. 


Was ändert sich für GE Money Bank?

Mit dem IPO benennt sich die Bank nicht nur neu, sondern nabelt sich auch von der Mutterfirma ab. Das hat direkte Auswirkungen auf die Bilanz. Früher ist GE Money zu hundert Prozent von GE finanziert worden; dieser Anteil ist in den letzten Jahren sukzessive auf eine Milliarde Franken gesenkt worden - bei einer Bilanzsumme von vier Milliarden Franken. Entsprechend tiefer fallen die Fremdfinanzierungskosten aus. 
 

Sollen Privatanleger die Aktie vor dem IPO noch zeichnen?

Theoretisch besteht für die Privatanlegern noch die Möglichkeit, die GE-Money-Aktie vor dem Börsengang zu zeichnen. Denn während für Institutionelle Anleger die Zeichnungsfrist am Montagmittag abgelaufen ist, haben private Investoren noch bis am Dienstagmittag Zeit, ihr Interesse bei ihrer Hausbank anzukünden. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit auf eine Zuteilung sehr gering. Aus Bankenkreisen hört man, dass die Emission mehrfach überzeichnet ist. 


Wie teuer wird die Aktie?

Die Preisspanne des Börsenneulings ist ursprünglich auf 43 bis 51 Franken pro Aktie festgelegt worden. Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass die Erstnotierung am Mittwoch am oberen Ende dieser Preisspanne zu kommen liegt. Gemäss einem Bericht der "FuW" soll der angestrebte Aktienpreis sich zwischen 50 und 51 Franken bewegen. Die GE Money Bank wollte dies jedoch nicht bestätigen. Je höher der Ausgabepreis, desto geringer sind die Kursfantasien für den ersten Handelstag. 


Welche Investment-Story haben Anleger zu erwarten?

Eine "Obligationen-Aktien"-Story - ähnlich wie beim Telekom-Riesen Swisscom. Das Geschäft mit Kleinkrediten, Kreditkarten und Leasing ist in der Schweiz gesättigt und damit kein Wachstumsgeschäft mehr. Deshalb wird die GE-Money-Bank-Aktie nicht zu einem Titel, der den Gewinn Jahr für Jahr steigern wird. Vielmehr will das Unternehmen mit stabilen Gewinnen punkten. Die angestrebte Gewinnausschüttung von 60 bis 70 Prozent soll deshalb hohe und nachhaltige Dividenden garantieren. 


Sollen Anleger am ersten Handelstag den Titel kaufen?

Nein. Zwar hat kürzlich die britische Royal Mail vorgemacht, wie man einen Börsengang erfolgreich gestaltet. Am ersten Tag schnellten die Titel bis zu 50 Prozent in die Höhe. Eine solche Dynamik wird GE Money Bank nicht erleben - zu hoch ist bereits der Ausgabepreis. Zudem haben die letzten Börsengänge gezeigt, dass die neuen Titel in den ersten Monaten tendenziell unter Druck stehen. Zuerst wollen die Altaktionäre Kasse machen, bevor sich der Einstieg lohnt. Abwarten lohnt sich deshalb. Selbst beim aktuellen Börsen-Highflyer Leonteq hatte es drei Monate gedauert, bis der Aktienkurs Fahrt aufnahm. 


Was spricht gegen den Kauf der Aktie?

Noch ist nicht absehbar, ob der Gewinn der letzten Jahre auch in der neuen Konstellation erreicht werden kann. Die Eigenständigkeit bringt einige Zusatzkosten mit sich. So sind alleine für Marketingmassnahmen zehn Millionen Franken vorgesehen. Auch in die IT muss investiert werden. Das macht die Gewinnvisibilität zumindest für das erste Jahr sehr schwierig. Dabei hängt gerade davon die Höhe der Dividende ab. Zudem weist die Firma gemäss Berechnungen der NZZ am Sonntag ein hohes Kurs-Buch-Verhältnis von 2 auf. Ähnlich hoch bewertet sind lediglich Swissquote und Julius Bär.