Anfang Oktober war die Welt für SAP-Anleger noch in Ordnung. Die Aktien des deutschen Softwarekonzerns hatten trotz des Corona-Einbruchs Mitte März seit Jahresbeginn mehr als 10 Prozent an Wert gewonnen.

Dann rutschten die SAP-Aktien Mitte Oktober in wenigen Tagen unter die zuvor gehaltene Kursgrenze von 130 Euro. Es war, als hätte einige Anleger schon eine Vorahnung gehabt: Denn am Sonntag, den 25. Oktober, folgte der Knock-out. SAP schraubte wegen der erneut verschärften Corona-Krise seine Ziele für Gewinn und Umsatz zum zweiten Mal in diesem Jahr nach unten. Die Reaktion an der Börse am darauffolgenden Montag war "panikartig", minus 22 Prozent.

Performance der SAP-Aktien seit Jahresbeginn (Quelle: cash.ch).

Die SAP-Aktien haben sich vom Absturz zwar teilweise erholt und notieren aktuell bei über 100 Euro, doch die Jahresperformance ist mit minus 14 Prozent für einen bislang wachstumsstarken Softwarekonzern "miserabel". Bietet der heutige Kurs nun eine gute Möglichkeit, bei SAP einzusteigen oder aufzustocken?

Milliardär Plattner glaubt an SAP

Das Management nutzte den Oktober-Kurssturz selbst zu Zukäufen. Insbesondere der deutsche Milliardär Hasso Plattner, Unternehmensgründer und Aufsichtsratsvorsitzender, tätigte nach dem Kurssturz Transaktionen mit einem Wert von mehr als 298 Millionen Euro. Dabei finanzierte Plattner den Kauf über einen Kredit von der Credit Suisse – die SAP-Aktien dienen dabei als Sicherheit. Dieser Umstand kommt einer risikobehafteten Wette auf einen steigende SAP-Kurse gleich. 

Der jüngst verkündete Strategiewechsel mit Fokus auf Cloud-Lösungen verspricht ein enormes Wachstumspotenzial. Das alte System für Geschäftsanwendungen "business suite 7" wird ab Ende 2027 nur noch gegen Aufpreis bis maximal Ende 2030 gewartet. Die Zukunft gehört dem cloudbasierten ERP-System (Enterprise-Resource-Planning-System) "S/4HANA". Bereits 15'100 der insgesamt 440'000 Kunden haben auf das neue System umgestellt und generieren so für SAP Erlöse aus den Cloudabos.

Problematisch ist jedoch, dass die Softwareschmiede im Bereich Cloudsoftware gegenüber der Konkurrenz einen Rückstand aufweist. Zu lange hat man sich vor diesem Geschäftsfeld geziert. Hier sind daher einerseits Investitionen notwendig, andererseits muss die Technologielücke geschlossen werden. Kurzfristig könnte dieser Nachteil gegenüber der Konkurrenz die Aktie negativ belasten.

SAP ist mehr ein Wachstumstitel

Doch das Softwareunternehmen nicht nur ein Wachstumstitel, sondern auch ein solider Dividendenzahler. In den letzten zwanzig Jahren hat SAP die Dividende nur einmal nicht erhöht oder konstant gehalten - 2012. Dieses Jahr gehen die Analysten von einer Dividendenerhöhung von 9 Cent aus. Und aktuell beträgt die Dividende 1,66 Euro. Die unmittelbaren Wettbewerber von SAP, Salesforce und Workday, schütten keine Dividende aus.

Und die von Bloomberg befragten Analysten empfehlen schlussendlich in der grossen Mehrheit ebenfalls ein "Kaufen". Das durchschnittliche Kursziel liegt dabei bei 118 Euro, was einem Ertragspotenzial von mehr als 15 Prozent entspricht. Zudem spricht das Kurs-Gewinn-Verhältnis mit knapp 25 im Vergleich zu den direkten Konkurrenten dafür, dass die Aktie zur Zeit eher unterbewertet ist.

Auch wenn das Anlegervertrauen in den Softwarekonzern nach der Hiobsbotschaft Ende Oktober angeschlagen ist und den Aktienkurs weiterhin belastet, mittel- bis langfristig sollte der Konzern wieder auf den Wachstumskurs zurückfinden und die Aktien von SAP nach oben treiben.