In den letzten Tagen fiel der Kurs des Genussscheins von Roche vorübergehend in die Nähe von 296 Franken und damit auf den tiefsten Stand in diesem Jahr. Seit Januar errechnet sich mittlerweile ein Minus von mehr als 21 Prozent. Zum Vergleich: Die Aktie von Platzrivale Novartis notiert sogar um fast 6 Prozent über dem Stand von Anfang Jahr.

Wenn man sich in hiesigen Börsenkreisen umhört, dann gilt dort der "Bon" von Roche bei Kursen unter 300 Franken schon fast als so etwas wie ein "blinder Kauf". Mit anderen Worten: Eigentlich kann man als Anleger, wenn man zu diesen Kursen beim Pharma- und Diagnostikkonzern aus Basel einsteigt, eigentlich nicht viel falsch machen.

Hoffnungsträger Gantenerumab enttäuscht

Dieser Meinung sind auch die Experten von Goldman Sachs, wird der Genussschein bei der US-Investmentbank doch mit "Conviction Buy" und einem 12-Monats-Kursziel von 429 Franken zum Kauf angepriesen. Selbst nach dem Rückschlag mit dem Alzheimermittel Gantenerumab trauen die Amerikaner dem SMI-Schwergewicht noch immer ein Aufwärtspotenzial von mehr als 40 Prozent zu.

Doch auch die Goldman-Sachs-Experten räumen ein, dass mit Gantenerumab nicht nur ein wichtiger Hoffnungs- sondern eben auch ein wichtiger künftiger Wachstumstreiber wegfällt. In Studien schnitt der Wirkstoff nur unwesentlich besser als Placebo ab. Einige Analysten hatten sich mit Gantenerumab in der Spitze einen Jahresumsatz von bis zu 10 Milliarden Dollar erhofft. Das wiederum wäre bei einem für dieses Jahr erwarteten Gruppenumsatz von 67 Milliarden Franken mehr als bloss ein Apropos gewesen.

Nichtsdestotrotz hält man die Produktepipeline und die Innovationskraft von Roche bei der US-Investmentbank für unterschätzt. Ob der erst kürzlich bekanntgewordene Abgang des langjährigen Forschungschefs Bill Anderson die Innovationskraft schmälert, wird sich zeigen müssen. Anderson stiess einst über Genentech zum Basler Traditionsunternehmen. Dass der Öffentlichkeit noch kein Nachfolger kommuniziert wurde, lässt Branchenkenner vermuten, dass sein Entscheid für alle Beteiligten überraschend kam. Für Roche sei sein Rücktritt ein ziemlicher Verlust, wie es weiter heisst.

Jahresergebnisveröffentlichung ein möglicher Kurstreiber?

Eine Verkaufsempfehlung einer anderen Bank steht der "Kaufempfehlung mit Überzeugung" durch Goldman Sachs keine gegenüber. Das tiefste Kursziel hat mit 300 Franken momentan die Deutsche Bank für den Genussschein von Roche ausstehend. Das Anlageurteil lautet "Hold".

Wichtige Erkenntnisse in Bezug auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung in der zweiten Hälfte 2022 sowie in Bezug auf die nächstjährigen Aussichten verspricht die Jahresergebnisveröffentlichung. Die Aktionärinnen und Aktionäre müssen sich jedoch noch bis zum 2. Februar in Geduld üben. Einige Experten, darunter auch jene von Goldman Sachs, sehen darin denn auch einen möglichen Kurstreiber für den Genussschein.