Der italienische Industriellenverband Confindustria rechnet wegen der US-Zölle mit einem Exportrückgang um 22,6 Milliarden Euro pro Jahr. «Europa hat eine Ohrfeige bekommen», kommentierte Verbandschef Emanuele Orsini in einem Interview mit der Zeitung «La Repubblica» das neue Handelsabkommen mit den USA.

Das Abkommen sieht 15-prozentige US-Zölle auf EU-Waren vor. Nun müsse Europa zeigen, dass es reagieren könne - so wie nach der Corona-Pandemie.

Orsini fordert etwa Ausgleichsmassnahmen für betroffene Unternehmen, die Erschliessung neuer Märkte und einen echten Fokus auf die Industrie mit einem ausserordentlichen Massnahmenplan.

Besonders problematisch sei, dass zu den Zöllen auch noch die Abwertung des US-Dollars gegenüber dem Euro hinzukommt - ein Rückgang von 12 bis 13 Prozent seit Jahresbeginn, der sich längerfristig auf bis zu 20 Prozent ausweiten könnte.

Rückgang der Verkäufe in USA erwartet

«Wir haben einen Rückgang der Verkäufe in die USA von 22,6 Milliarden Euro prognostiziert», so der Confindustria-Chef. Besonders betroffen wären die Sektoren Maschinenbau, Pharmaindustrie und Lebensmittelbranche. Aber auch alle übrigen Branchen würden die Auswirkungen zu spüren bekommen.

Ein solches Szenario bedeute keine Rezession für Italien, betonte Orsini. Schliesslich hätten die italienischen Exporte weltweit einen Gesamtwert von über 600 Milliarden Euro. Doch ohne entschlossenes Gegensteuern riskiere man ein Wirtschaftswachstum im Bereich von «Null-Komma-Irgendwas». Deshalb sei jetzt keine Zeit mehr zu verlieren - Europa brauche dringend einen «Weckruf».

Orsini fordert einen europäischen Sonderplan für die Industrie, der nicht nur bürokratische Hürden abbaue, sondern - wie es auch der Ex-EZB-Chef Mario Draghi in seinem Bericht empfohlen habe - Investitionen ausserhalb des Stabilitätspakts ermögliche, so wie es bereits für den Verteidigungsbereich geschehen sei.

(AWP)