Für 2025 rechnet der IWF in der Schweiz mit einem Wachstum des realen und sportevent-bereinigten Bruttoinlandsprodukts von 1,3 Prozent, wie er am Dienstag mitteilte. Das liegt über den Prognosen, die der IWF unmittelbar nach den Zollankündigung von US-Präsident Donald Trump im April auf unter 1 Prozent angepasst hatte.

In ihrem Basisszenario stützt sich der IWF nun auf US-Zölle auf Schweizer Produkten von 10 Prozent. Trumps Zölle bleiben ein Unsicherheitsfaktor in der Prognose. Sollten sie künftig im schlechtesten Fall bei 31 Prozent liegen, würde dies das BIP wohl mit bis zu 0,2 bis 0,3 Prozentpunkten belasten, sagte IWF-Delegationschef Gabriel Di Bella an einer Medienkonferenz.

Allerdings bleibe unklar, wie hoch die US-Zölle nach Ablauf der von den USA bis zum 9. Juli gesetzten Verhandlungsfrist ausfallen würden, betonte Di Bella. Unklar sei auch, ob die Schweiz Zölle im Handel mit anderen Ländern befürchten müsse.

Schweiz ist widerstandsfähig

Grundsätzlich zählen die IWF-Experten die Schweiz nach wie vor zu den wettbewerbsfähigsten, widerstandsfähigsten und innovativsten Volkswirtschaften der Welt. Getragen werde sie von starken Institutionen und qualifizierten Arbeitskräften, wobei das Wachstum vom privaten Konsum, Reallohnzuwächsen und der Bautätigkeit gestützt werde.

Aufgrund des globalen Gegenwinds bleibe das Wachstum 2025 und 2026 wohl aber unter dem eigentlichen Potential, hiess es. Von geopolitischen Spannungen und Handelshemmnissen sei eine exportorientierte und offene Volkswirtschaft wie jene der Schweiz besonders betroffen. Unter anderem sei auch mit einer schwächeren Entwicklung am Arbeitsmarkt zu rechnen.

Für 2026 sagen die IWF-Experten ein BIP-Wachstum von 1,2 Prozent voraus. Auch diese Prognose sei mit einem Senkungsrisiko in ähnlichem Ausmass wie 2025 bedroht, sollten die USA die Zölle stark erhöhen. Anschliessend geht der IWF im Basisszenario davon aus, dass sich die Schweizer Wirtschaft an das bis 2030 erwartete Potenzialwachstum von 1,5 Prozent annähert.

Bezüglich Inflation rechnet der IWF in der Schweiz nach wie vor mit einer sehr geringen Teuerung. Neu dürfte sich die Inflation laut Meinung des Währungsfonds 2025 im Jahresdurchschnitt auf 0,1 Prozent (zuletzt erwartet: +0,2 Prozent) belaufen und im kommenden Jahr auf 0,6 Prozent (+0,5 Prozent) anziehen.

Bankenreformpaket geht in richtige Richtung

Als positiv schätzt der IWF die in der Schweiz geltenden politischen Rahmenbedingungen ein. So etwa in der Haushaltspolitik des Bundes, die für 2025 ein unverändertes Defizit von 0,2 Prozent des BIP vorsieht. Und auch die Geldpolitik der Schweizerischen Nationalbank (SNB) sei angesichts der tiefen Inflation und der monetären Gegebenheiten mit einem starken Franken angemessen, hiess es.

Herausforderungen ortet der IWF etwa bei den Staatsausgaben, in der Altersvorsorge und insbesondere in der Stärkung der Finanzstabilität. Das vom Bundesrat zur Bankenregulierung vorgelegte Reformpaket gehe in die richtige Richtung und stütze sich weitgehend auf die vom IWF in diesen Fragen gefassten Empfehlungen.

Eine rasche Umsetzung der Reformen würde zur langfristigen Stabilität des Finanzplatzes Schweiz wesentlich beitragen, so die IWF-Experten weiter. Es brauche eine Stärkung in der Abwicklung einer Bank im Krisenfall, kapitalstarke Banken sowie eine gestärkte und effiziente Finanzmarktaufsicht, die in Problemfällen auch vorausschauend Massnahmen ergreifen könne.

(AWP)