JPMorgan Chase hat eine Abteilung eingerichtet, die Kunden durch geopolitische Risiken lotsen soll — ein Thema, das laut Bankchef Jamie Dimon alle anderen Sorgen seiner Karriere in den Schatten stellt.

Die grösste US-Bank eröffnete am Mittwoch ihr «Center for Geopolitics» mit Studien zu Russland und der Ukraine, dem Nahen Osten und der globalen Aufrüstung. Weitere Berichte sollen vierteljährlich veröffentlicht werden, wobei auch brisante Themen wie Populismus und künstliche Intelligenz behandelt werden sollen. Die Manager, die das Projekt leiten, werden auch an Veranstaltungen teilnehmen und Kundengespräche führen.

«Egal, ob Sie ein Fortune-100-Unternehmen oder ein mittelständisches Unternehmen sind, die Geopolitik wirkt sich auf Ihren Gewinn und Ihre Aussichten aus», sagte Derek Chollet, der Anfang des Jahres zu JPMorgan kam, um diese Initiative zu leiten, im Bloomberg-Interview.

«Wir wollen einen breiten Rahmen bieten und zeigen, wie man darüber nachdenken kann, aber auch einige praktische Einblicke, um zu versuchen, die zweifellos verwirrende und manchmal sehr unsichere globale Landschaft zu verstehen.»

Wall-Street-Banken haben in den letzten Jahren immer wieder ehemalige Militärs, Mitarbeiter des Weissen Hauses, Diplomaten und sogar Spione in ihre Reihen aufgenommen, um sich mit den globalen Spannungen zu befassen.

Anfang dieses Monats stellte die Citigroup den ehemaligen Handelsbeauftragten von Präsident Donald Trump, Robert Lighthizer, ein, um Kunden in der US-Aussen- und Wirtschaftspolitik zu beraten. Letztes Jahr holte JPMorgan den pensionierten General Mark Milley, den ehemaligen Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs, als Seniorberater.

Dimon warnte bereits kurz nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 vor den geopolitischen Herausforderungen. In letzter Zeit bezeichnete er die Weltlage als die gefährlichste und komplizierteste seit dem Zweiten Weltkrieg.

Auf dem Investorentag der Bank am Montag sagte Dimon, das geopolitische Risiko sei «sehr, sehr, sehr hoch». Letztes Jahr bat er Peter Scher, Vice Chairman von JPMorgan, eine Einheit einzurichten, die den Kunden Einblicke in die sich ständig verändernde Landschaft bietet.

Deren Berichte gehen auf die wichtigsten Dynamiken, Herausforderungen und möglichen Szenarien zu jedem Thema ein. Beispielsweise skizziert ein neues «Schachbrett» im Nahen Osten einen «diplomatischen Hattrick» für die USA, untersucht drei »bahnbrechende Faktoren» und gibt Prognosen für bestimmte Ergebnisse ab.

Das Russland-Ukraine-Endspiel und die Zukunft Europas skizziert vier Szenarien für eine Einigung - vom besten bis zum schlechtesten.

(Bloomberg)