Der neue Chef der japanischen Notenbank, Kazuo Ueda, hat wenige Tage vor der nächsten Zinssitzung eine Fortsetzung der lockeren Geldpolitik in Aussicht gestellt. Die Inflationsprognosen müssten ziemlich stark sein und die Teuerung im kommenden Jahr nahe zwei Prozent liegen, um an der Kontrolle der Zinskurve (Yield Curve Control) zu schrauben, sagte Ueda dem japanischen Parlament. Japans Inflationsrate werde bald ihren Höhepunkt erreichen und dann wieder unter das Ziel der Bank of Japan (BoJ) von zwei Prozent fallen, sagte Ueda. Das nächste zweitätige Zinstreffen der Yen-Wächter ist bereits an diesem Donnerstag und Freitag. Es ist Uedas erste Zinssitzung seit der Amtsübernahme.

"Gegenwärtig liegt die Trendinflation unter zwei Prozent, so dass wir die geldpolitische Lockerung beibehalten müssen", sagte Ueda den Abgeordneten. "Aber wenn die Trendinflation voraussichtlich zwei Prozent erreichen wird, muss die BoJ ihre Geldpolitik normalisieren." Zwar reichten Unternehmen gestiegene Importkosten stärker als erwartet an die Verbraucher weiter, die Inflation werde aber wahrscheinlich bald ihren Höhepunkt erreichen. In der zweiten Hälfte des Fiskaljahres, das im März 2024 endet, werde sie dann voraussichtlich unter das Zwei-Prozent-Ziel der Notenbank sinken.

Bei ihrer Yield Curve Control (YCC) peilt Japans Notenbank Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen an. Wie sich die BOJ von der YCC verabschieden könnte, liess der seit wenigen Wochen amtierende Notenbankchef offen. "Im Moment kann ich nicht sagen, wie dies geschehen könnte." Das werde von der Konjunktur, dem Inflationspfad und vielen weiteren Faktoren abhängen. Eine zentrale Frage wird Experten zufolge sein, wie die BoJ ihre riesigen Bestände an börsengehandelten Fonds (ETFs) abbauen kann, die sie im Zuge ihrer massiven Wertpapierkäufe zur Ankurbelung der Inflation aufgebaut hat.

Ökonomen erwarten mehrheitlich Beibehaltung des Kurses

Insider, die mit den Überlegungen der Notenbank vertraut sind, gehen für die Zinssitzung in dieser Woche davon aus, dass die Währungshüter wahrscheinlich die Füsse still halten werden. Zwar stiegen die Löhne an und es baue sich Inflationsdruck auf, die BoJ stehe aber nicht unter Zugzwang gegenzusteuern, argumentierten sie. Denn das Wachstum im Ausland schwäche sich ab und es sei zudem unsicher, ob das Lohnplus auch im nächsten Jahr beibehalten werden kann.

Dies deckt sich auch mit den Erwartungen der Ökonomen. Fast 90 Prozent der von der Nachrichtenagentur Reuters befragten Volkswirte gingen zuletzt davon aus, dass die BoJ diese Woche an ihrem Kurs nicht rütteln wird. Nur drei von 27 Volkswirten sagten, dass die BoJ bereits mit der Rücknahme der geldpolitischen Konjunkturstimulierung beginnen wird, elf Ökonomen oder 41 Prozent rechnen damit erst auf der Juni-Sitzung. Die Umfrage fand zwischen dem 12. und 19. April statt. 

(Reuters)