«Es scheint genügend Faktoren zu geben, die eine geldpolitische Wende im März rechtfertigen», sagte ein Insider mit Blick auf den am Dienstag anstehenden Zinsentscheid zur Nachrichtenagentur Reuters. Letztlich liege es aber im «Ermessen» des Führungszirkels der Bank of Japan (BoJ), wie die Entscheidung ausfalle. Eine Zinswende am 19. März sei noch lange nicht beschlossene Sache, da einige Mitglieder des neunköpfigen Direktoriums über jüngste Schwächezeichen beim Konsum besorgt seien.

Die BoJ könne die Entscheidung laut Insidern auf April verschieben, wenn die Währungshüter der Ansicht sein sollten, dass sie weitere Daten zum Konjunkturverlauf benötigten. Die Verbraucherausgaben waren im Januar mit einem Minus von 6,3 Prozent so stark gesunken wie seit knapp drei Jahren nicht mehr.

Laut Zentralbank-Chef Kazuo Ueda ist das Ergebnis der diesjährigen Lohnrunden ein entscheidendes Kriterium auf dem Weg zur Zinswende. Den Insidern zufolge wird die Notenbank zunächst eine vorläufige Erhebung zum Ergebnis der Tarifverhandlungen sichten, die der Gewerkschaftsdachverband Rengo am Freitag veröffentlichen wird. Anhand dieses Berichts dürfte sie beurteilen, ob die Bedingungen für die Abkehr von der ultra-lockeren Linie schon erfüllt sind oder nicht.

Toyota setzt Ausrufezeichen

Der Autobauer Toyota hat bereits ein Ausrufezeichen gesetzt. Er gewährt seinen Fabrikarbeitern die grösste Lohnerhöhung seit 25 Jahren. Als eine wichtige Voraussetzung für eine geordnete Abkehr von der Nullzins-Politik gilt, dass die Löhne kräftig genug steigen, um die Inflation um das Zwei-Prozent-Ziel der BoJ herum zu halten. Für Ueda ist es wichtig, weitere Hinweise dafür zu bekommen, dass sich ein «positiver Lohn-Inflationszyklus» verstärkt. Viele Investoren erwarten, dass die BoJ die Phase der Negativzinsen entweder am Dienstag beendet oder spätestens auf der darauffolgenden Sitzung im April. Seit 2016 betreiben die Tokioter Währungshüter eine sogenannte Zinskurven-Steuerung. Dabei peilen sie Zielmarken von minus 0,1 Prozent für die kurzfristigen Zinsen und von null Prozent für die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen an.

Die letzte Zinserhöhung in Japan gab es im Jahr 2007. Im Gegensatz zu anderen führenden Industrieländern macht Japan nicht eine zu hohe Inflation zu schaffen. Das Land musste vielmehr eine lange Deflations-Phase durchmachen, in der eine Abwärtsspirale aus sinkenden Preisen und Löhnen die Wirtschaft am Boden hielt.

(Reuters)