Japans Wirtschaft ist im ersten Quartal zwischen Januar und März auf das Jahr hochgerechnet um 0,7 Prozent geschrumpft. Wie aus vorläufigen Regierungsdaten vom Freitag hervorging, lag die Schrumpfung des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) damit deutlich über der mittleren Marktprognose von 0,2 Prozent. Im Vorquartal war es noch um 2,4 Prozent gestiegen. Im Quartalsvergleich schrumpfte die Wirtschaft um 0,2 Prozent. Von Reuters befragte Experten hatten einen Rückgang des BIP von Januar bis März zum Vorquartal um 0,1 Prozent erwartet. Auf das Jahr hochgerechnet veranschlagten sie demnach ein Minus von 0,2 Prozent. Ende 2024 war noch ein Plus beim BIP von 0,6 Prozent herausgesprungen.

Der private Verbrauch, auf den mehr als die Hälfte der japanischen Wirtschaftsleistung entfällt, blieb im ersten Quartal unverändert, während die Marktprognosen von einem Anstieg um 0,1 Prozent ausgingen. Die Investitionsausgaben stiegen um 1,4 Prozent, während die Marktprognosen einen Anstieg um 0,8 Prozent vorausgesagt hatten, so die Daten. Die Auslandsnachfrage, also die Nettoexporte, verringerte das BIP-Wachstum um 0,8 Prozentpunkte, wie aus den Daten hervorging. Von Reuters befragte Analysten hatten erwartet, dass die Auslandsnachfrage das BIP-Wachstum um 0,6 Prozentpunkte schmälern würde.

Die Daten unterstreichen eine recht fragile Erholung der japanischen Wirtschaft, die weiterhin durch die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump bedroht ist. Politische Entscheidungsträger stehen vor grossen Herausforderungen, da die US-Zölle die Aussichten für die exportlastige Wirtschaft, insbesondere für den wichtigsten Automobilsektor, trüben. Die Deeskalation der Handelsspannungen zwischen den USA und China verschaffte den Märkten und politischen Entscheidungsträgern zwar eine gewisse Erleichterung, doch ist ungewiss, ob Japan in den bilateralen Handelsgesprächen mit Washington Ausnahmen von den US-Zöllen durchsetzen kann.

Ein globaler Handelskrieg, der durch Trumps weitreichende Zölle ausgelöst wurde, hat die Finanzmärkte erschüttert und die Entscheidung der Bank of Japan (BOJ) darüber erschwert, wann und wie weit sie die Zinssätze anheben kann. Die japanische Zentralbank hat angesichts möglicher Belastungen durch US-Strafzölle ihre Konjunkturprognose mehr als halbiert. Für das im März 2026 endende Fiskaljahr wird nun nur noch mit einem Anstieg des BIP von 0,5 Prozent gerechnet. Die Währungshüter beliessen ihren Leitzins jüngst bei 0,5 Prozent. Sie gehen davon aus, dass sich die Inflation in den kommenden Jahren in etwa um die angestrebte Zielmarke von zwei Prozent bewegen wird.

Wie aus einer aktuellen Reuters-Umfrage hervorgeht, erwarten die meisten Ökonomen, dass die Bank of Japan eine Zinspause bis September einlegt, um die Auswirkungen der US-Zölle zu bewerten. Eine knappe Mehrheit der Experten geht zugleich von einer Zinserhöhung um mindestens einen Viertelprozentpunkt bis zum Jahresende aus. Die düsteren BIP-Daten könnten auch den Druck auf Ministerpräsident Shigeru Ishiba erhöhen, den Forderungen der Gesetzgeber nach Steuersenkungen oder einem neuen Konjunkturpaket nachzukommen.

(Reuters)