Die Mieten steigen weiter an. Die Krankenkassenprämien klettern nach oben. Und auch Lebensmittel sind in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden. Die steigenden Ausgaben für den Alltag bereiten immer mehr jungen Schweizerinnen und Schweizern Kopfzerbrechen.
Für die Generation Z (Jahrgänge 1995 bis 2004) und die Millennials (1983 bis 1994) sind die Lebenshaltungskosten die grösste Sorge – noch vor Klimawandel, Gesundheit oder Kriminalität, wie eine neue Studie von Deloitte zeigt. Das Prüfungs- und Beratungsunternehmen hat dafür in 44 Ländern junge Menschen zu ihrer Lebenssituation befragt.
Die Studienergebnisse zeichnen ein düsteres Bild der finanziellen Situation vieler unter 40-Jähriger in der Schweiz. Über die Hälfte der total 412 Befragten lebt von der Hand in den Mund, also von Monatslohn zu Monatslohn. Sparen? Für sie unmöglich. Sämtliche Einnahmen gehen sofort für die täglichen Ausgaben drauf. Bei über einem Drittel ist die Lage noch prekärer. Sie haben Mühe, die monatlichen Ausgaben zu stemmen und alle Rechnungen zu zahlen.
Auch der Traum vom Eigenheim schwindet
Deloitte selbst spricht von «überraschenden Resultaten». Denn die Schweizer Ergebnisse seien «faktisch identisch» mit jenen des globalen Durchschnitts. Dabei ist die Schweiz eines der Länder mit den höchsten Löhnen.
«Der hohe Wohlstand in der Schweiz darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass viele – vor allem Jüngere – von der Hand in den Mund leben und kaum für das Alter vorsorgen können», sagt Michael Grampp, Chefökonom von Deloitte Schweiz. Dass die Preise für Reisen, Ausgang und Freizeit zuletzt besonders stark angestiegen seien, wirke sich nun aufs Portemonnaie der Jungen aus.
Weil viele junge Schweizer jeden Franken zweimal umdrehen müssen, bleibt bei ihnen auch der Traum vom Eigenheim eben bloss ein Traum. Zwar wünscht sich laut einer Studie der Hochschule Luzern gut die Hälfte der Millennials und der Generation Z ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung. Sie glauben aber nicht wirklich daran, dass dies für sie möglich sein wird.
«Wir beobachten eine wachsende Entkopplung zwischen dem Wunsch nach Wohneigentum und der wirtschaftlichen Realität junger Menschen. Viele junge Menschen sehen kaum noch eine Chance auf Wohneigentum und resignieren», sagte Frédéric Pellet von Wüest Partner kürzlich an einem Anlass des Immobilienportals Newhome. Die Konsequenz: 60 Prozent der unter 35-Jährigen geben sich mit einer Mietwohnung zufrieden, wie das Immo-Barometer 2024 von Wüest Partner zeigt.
Arbeiten die Jungen einfach zu wenig?
Sorgen bereitet den Jungen auch die Aussicht auf ihren Lebensabend – dies betrifft insbesondere Angehörige der Gen Z. Fast die Hälfte von ihnen, konkret 49 Prozent, hat laut der Deloitte-Studie Angst, nicht genügend Geld auf der Seite zu haben, wenn sie pensioniert werden. Ein Anstieg von 19 Prozentpunkten.
Die Beratungsgesellschaft führt die Sorgen um die Rente etwa auf die Einstellung der Jungen zur Arbeit zurück. Nicht der Job ist die zentrale Lebensaufgabe, sondern die persönliche Erfüllung mit einer ausgewogenen Work-Life-Balance.
Der Trend zur Teilzeitarbeit beginne im jungen Alter, so Studienautor Gampp. «Das bremst Verdienst- sowie Karrierepotenziale – mit spürbaren finanziellen Folgen am Monatsende.»
Dieser Artikel erschien zuerst bei Blick unter dem Titel: «Jeder dritte junge Schweizer kann Ausgaben kaum zahlen – mehr arbeiten wollen die Jungen nicht».
7 Kommentare
Ich (Generation X) bin von einer Person Ende 20 eingeschult worden. Nach einer Stunde meinte sie: "Schau, dass du genügend Pausen machst. Du musst auf deine Work-Life-Balance achten."
Sie hat es sicher gut gemeint und ich bin auch nicht mehr auf 100-Stunden-Wochen aus. Aber vier Stunden am Stück kann ich mich schon konzentrieren.
Normal ist es ein Ausgabe- und nicht ein Einnahme-Problem. Zusätzlich ein Priorisieren! Ist es heutzutage nicht so, dass wir überdurchschnittlich viel Geld für Freizeit (Work-LIFE-Balance) ausgeben? Auto, Ferien, Ausflüge, Parties, Konzerte, auswärts Essen, Luxusartikel, Abos, Telefon,… Was schlussendlich im Freizeitstress endet. 😉 —> Den gab es früher definitiv weniger oder gar nicht und man hatte mehr Geld auf der Seite zum sparen.
Ich bin Physiker, habe meine gesammte Ausbildung an der ETH gemacht und arbeite - wie so oft in der Forschung - unter einem befristeten Vertrag. Meine Ausgaben: GA, Miete. Seit 6 Jahren keine Ferien ausserhalb der Schweiz gemacht.
Mein Vertrag endet im Dezember 2025, ich muss wegen einem Einstellungsstopin unserem Institut einen anderen Job suchen. Habe im Januar angefangen, mich zu bewerben - bisher auf knapp 80 Stellen. Ich wurde nur bei 5 für einen Interview eingeladen. Bisher nur Absagen, da höchstwahrscheinlich zu teuer. Es gibt zwei Probleme: die Industrie stellt vorwiegend Leute ein, die in die Produktion direkt einsetzbar sind (wenig R&D). Das zweite ist der Druck aus der EU: sie sind mit 2/3 unseres Lohnes zufrieden. Das Problem liegt nicht auf der Ausgabenseite...
Bitte nehmen Sie Fakten und nicht subjektive Indikatoren, wie Ihr Bauchgefühl! Vergleichen Sie die Lohnentwicklung mit Miet- Versicherungskosten.
Viele menschen wissen nicht bescheid wie man mit geld umgeht. Es wird ihnen nicht beigebracht, was geld ist.
Ich bin Generation X und auch meine grösste Sorge sind die Lebenshaltungskosten.