"Die Welt rechnet mit einer sanften Landung, wahrscheinlich zu 70 bis 80 Prozent", sagte JPMorgan-Chef Jamie Dimon per Videoschaltung auf dem Australian Financial Review Business Summit in Sydney am Dienstag. "Ich denke, die Chance auf eine sanfte Landung in den nächsten ein bis zwei Jahren ist halb so gross. Der schlimmste Fall wäre eine Stagflation".

Die Wirtschaftsindikatoren seien durch Covid-19 verzerrt worden, warum Dimon diese mit Vorsicht interpretiere. Er betonte auch, dass die US-Notenbank Fed auf mehr Klarheit warten sollte, bevor sie die Zinsen senkt. "Sie können jederzeit schnell und drastisch senken. Ihre Glaubwürdigkeit steht hier ein wenig auf dem Spiel", sagte er. "Die Arbeitslosigkeit in den Vereinigten Staaten ist im Moment sehr niedrig, die Löhne steigen weiter.”

Dimon sagte, dass die US-Wirtschaft derzeit zwar "irgendwie boomt", aber das Risiko einer Rezession weiterhin besteht. Der Top-Banker, der in letzter Zeit einen zuversichtlichen Ausblick für die Weltmärkte gegeben hat, äusserte sich damit wieder etwas weniger optimistisch. 

Der Vorsitzende der Fed, Jerome Powell, hatte letzte Woche angedeutet, dass sich die Zentralbank dem notwendigen Vertrauen für eine Zinssenkung nähert. "Wir warten darauf, dass wir zuversichtlicher werden, dass sich die Inflation nachhaltig bei 2 Prozent einpendelt", sagte Powell am Donnerstag bei der Beantwortung von Fragen des Bankenausschusses des Senats. "Wenn wir diese Zuversicht haben - und wir sind nicht weit davon entfernt - wird es angemessen sein, den Grad der Beschränkung zu verringern.”

Keine Prognose zur US-Wahl 

Auch beim Thema US-Präsidentschaftswahl war Dimon nicht gerade optimistisch: Es sei schwer, einen Sieger zwischen Joe Biden und Donald Trump vorherzusagen. "Man hat zwei Männer, die beide älter sind und beide nicht krank werden dürfen. Das ist nervenaufreibend", fügte er an. 

Für Dimon ist Trump eine "erstaunliche politische Figur", aber unberechenbar: "Ich wünsche mir, dass Trump ein viel durchdachterer und rationaler Redner ist, wenn er über Aussenpolitik spricht und wie er damit umgehen will."

Der Top-Banker hatte zuvor seine Unterstützung für die republikanische Kandidatin Nikki Haley zum Ausdruck gebracht, die ihre Kampagne letzte Woche nach überwältigenden Verlusten in den Vorwahlen eingestellt hatte.

(Bloomberg/cash)