Gemäss Finma sollen die unzureichenden Kontrollstrukturen mitverantwortlich für 606 Millionen Franken Problemkredite an die kriselnde Signa-Gruppe des Immobilienjongleurs René Benko sein. Die Untersuchung, die schon vor der Signa-Krise begann, beruht auf dem Verdacht, dass die Geschäfts- und Kontrollfunktionen bei Julius Bär nicht ausreichend voneinander getrennt sind, wie mit der Angelegenheit vertraute Insider berichten.
Die Finma interessiert sich dem Vernehmen nach für die Berichtslinien der Banker, die für die Strukturierung von Krediten für Privatkunden wie Benko verantwortlich sind. Denn diese führen zur gleichen Managerin wie jene der Teams, die das Kreditrisiko verwalten, heißt es bei den Insidern: Beide Abteilungen werden letztlich von Finanzvorstand Evie Kostakis geführt, während normalerweise in Banken das Kreditrisiko dem Risikovorstand unterstellt ist.
Innerhalb der Bank ist man sich einig, dass nicht eine Einzelperson verantwortlich gemacht werden kann. Die Kredite an Benko haben drei verschiedene Risikoausschüsse durchlaufen, wie zu hören ist. Die Berichtslinienstruktur sei aber ein wesentlicher Grund für die Kreditvergabe an Signa gewesen. Die Bank konzentriert sich nun darauf, so viel Wert wie möglich aus den Signa-Sicherheiten zu schöpfen.
Finma und Julius Bär lehnten eine Stellungnahme ab. Die Papiere haben seit November, als die Bank erstmals Rückstellungen für die Signa-Kredite bildete, rund 15 Prozent an Wert verloren. Moody’s Investors Service stufte erst am Mittwoch die Kreditwürdigkeit der Banksparte herab und begründete dies mit Bärs “Kultur der höheren Risikotoleranz”, die das “ansonsten solide” Kreditprofil schwäche.
Unabhängig von der Bär-Untersuchung hat die Finma alle Schweizer Banken hinsichtlich ihrer Engagements bei der Signa-Gruppe befragt und in einigen Fällen Maßnahmen ergriffen, heißt es. Auch die Europäische Zentralbank hatte sich bei den von ihr beaufsichtigten Banken nach ihrem Risiko umgehört und zu Abschreibungen ermuntert, wie Bloomberg vor Monaten berichtet hat.
Analysten gehen davon aus, dass Bär die 70 Millionen Franken, die bereits für mögliche Verluste aus Benko-Krediten zurückgestellt wurden, deutlich aufstocken muss. Konzernchef Philipp Rickenbacher hat signalisiert, dass die Bank
ihr Privatkreditgeschäft überprüft, aber auch ihre Risikobereitschaft im Zuge der Affäre nicht anpasst.
(Bloomberg)
1 Kommentar
Scheinbar lauft es bei der Bank Baer gleich wie seit einigen Jahren in der Politik, man hat mehrere Ausschüsse oder externe Berater und kann dann die Verantwortung elegant von sich weisen! Es gibt hier 2 Lösungen, entweder die persönliche Haftung der zuständigen Organe, Vorbild sind die Privatbanken oder wie von Finma vorgeschlagen die Englische Banken Lösung, inkl. Berufsverbote für fehlbare.