Die Zürcher Privatbank habe der österreichischen Gruppe rund 250 Millionen Franken gegen Signa-Aktien geliehen, die nun wohl kaum mehr einen Wert hätten, schreibt das Finanzportal «Inside Paradeplatz». Auch die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuvor von der Besicherung eines Teils der Bär-Kredite mit Anteilen der schlingernden österreichischen Gruppe berichtet.

Weiterhin kein Kommentar

Julius Bär gibt weiterhin keinen Kommentar zu den seit Wochen anhaltenden Gerüchten über ihre Kreditgewährung an den österreichischen Immobilieninvestor ab: Man kommentiere grundsätzlich keine angeblichen oder tatsächlichen Kundenbeziehungen, hiess es auch am Mittwoch auf AWP-Anfrage.

Bei der Veröffentlichung des Zwischenberichts zu den ersten zehn Monaten am Montag hatte die Zürcher Privatbank Wertberichtigungen auf dem Kreditportfolio in der Höhe von 82 Millionen Franken bekannt geben, wovon 70 Millionen im laufenden Monat angefallen seien. Investoren und Analysten gehen daher davon aus, dass die Wertberichtigungen im Zusammenhang mit den Signa-Krediten stehen.

Kredite für Globus und Selfridge

Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg und weiteren Medien betragen die ausstehenden Kredite von Julius Bär an die Signa-Gruppe insgesamt rund 600 Millionen Euro. Die Zürcher Bank soll etwa der österreichischen Gruppe bei der Übernahme der Warenhausgruppe Globus durch Benko und seine thailändischen Partner im Jahr 2020 mit einer Finanzierung beigestanden haben. Zudem habe sie Signa auch einen Kredit für die Übernahme der britischen Warenhauskette Selfridge im Jahr 2021 gewährt.

Derweil werden auch kritische Stimmen von Analystenseite bezüglich der generellen Kreditpolitik von Julius Bär laut. Laut den Experten von Kepler Cheuvreux sind die Kreditrückstellungen der Privatbank derzeit so hoch wie seit dem Jahr 2011 nicht mehr. Allerdings liege das Engagement von Bär wohl weiterhin noch unter den eigenen Schwellenwerten für eine einzelne Gegenpartei, so der zuständige Analyst.

Auch die Finanzmarktaufsicht Finma dürfte mittlerweile allfällige Kredite von Julius Bär an die österreichische Gruppe genau beobachten. Die Behörde überwache das Kreditengagement, schrieb Bloomberg am Dienstagabend unter Berufung auf informierte Personen. Die Finma wollte die Meldung nicht kommentieren: Sie äussere sich nicht zu Einzelheiten der Aufsichtstätigkeit bei einzelnen Beaufsichtigten, hiess es.

Signa sucht Liquidität

Die Signa-Gruppe sucht derweil weiterhin dringend neue Geldgeber. Noch in der laufenden Woche wolle sie sich eine Kapitalspritze von 600 Millionen Euro sichern, berichtete das deutsche «Handelsblatt» Anfang Woche. Die Kapitalspritze würde unter anderem eine Ende November fällige Anleihe über 200 Millionen Euro und laufende Kosten decken. Bis Ende des ersten Halbjahres 2024 seien dann insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro fällig.

Am Aktienmarkt stehen die Julius Bär-Titel auch am Mittwoch unter Druck: Kurz nach Mittag notieren sie an einer insgesamt moderat anziehenden Börse um 0,5 Prozent im Minus bei 48,49 Franken und damit nahe an ihrem am Vortag erreichten Jahrestief. Am Montag waren die Bär-Aktien nach der Veröffentlichung des 10-Monate-Zwischenberichts um 12 Prozent abgesackt.

(AWP)