Die Julius Bär-Gruppe will die Altlasten rund um die hohen Signa-Kreditverluste endgültig hinter sich lassen und zieht die Sparschraube weiter an. Die Privatbank will gleichzeitig aber auch das Umsatzwachstum wieder ankurbeln und setzt sich neue Ziele für die Periode 2026 bis 2028. Auf ein neues Aktienrückkaufprogramm wird vorerst verzichtet.

Zur Steigerung der betrieblichen Effizienz wolle die Gruppe wolle nun weitere Einsparungen über insgesamt 130 Millionen Franken bis 2028 erreichen, teilte Julius Bär am Dienstag aus Anlass des in London stattfindenden Investorentags mit. Die dafür erwarteten Kosten lägen etwa bei 50 Prozent dieses Betrags.

Erreicht werden sollen die neuen Einsparungen durch eine «Optimierung des Betriebsmodells» und durch Prozess- und IT-Vereinfachungen. Ein besonderer Schwerpunkt werde bei den Sachkosten liegen.

Die Aktien von Julius Bär fallen im frühen Handel am Dienstag 2,2 Prozent auf 52,80 Franken. Die Aktie steht seit Jahresbeginn 8 Prozent im Minus. Die Aktie des Rivalen Vontobel hat im selben Zeitraum 1 Prozent verloren.

Die ausgerufenen Ziele seien insgesamt «vernünftig, wenn auch etwas uninspirierend», fasst Jefferies die News zusammen. Aber insgesamt sei das Strategieupdate nun «realistisch». Auch für RBC erscheinen die neuen Ziele «konservativ» und implizieren Gewinne, die unter dem Konsens lägen.

Insgesamt setzt sich die neue Führung rund um Stefan Bollinger ein weniger ambitioniertes Effizienzziel als noch zuvor. Angestrebt wird in der neuen Strategieperiode bis 2028 ein adjustiertes Kosten-Ertrags-Verhältnis von «weniger als 67 Prozent». Die bisherige Zielvorgabe hatte bei «unter 64 Prozent» gelegen. 2024 lag die Kennzahl allerdings bei 70,9 Prozent und blieb damit weit hinter den Ansprüchen zurück.

Um den Aktien nachhaltig auf die Beine zu helfen, müsse die Bank erst nachweisen, dass sie ihr Ergebnis verbessern könne, meint RBC. Auch die Wiederaufnahme der Aktienrückkaufe würde helfen. Aber für Letzteres braucht es erst grünes Licht von der Finma.

Julius Bär setze die richtigen Schwerpunkte, glaubt derweil die Bank Vontobel. Der Schlüssel liege jedoch in der Umsetzung und diese werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Denn ein Patentrezept gebe es nicht.

Angepasste Ziele

Die Einsparungsmassnahmen erfolgen zusätzlich zu dem bis 2025 laufenden Kostenprogramm, das im Februar um 110 Millionen Franken erhöht worden war. Diese Ziele würden nun noch um rund 20 Millionen übertroffen, kündigt die Bank an. In den Jahren 2023 und 2024 hatte das Institut im Rahmen des Programms bereits 140 Millionen eingespart.

Dagegen gibt sich Bank nun auch wieder ein Ziel für den Neugeldzufluss, nachdem sie in den vorangegangenen Strategieperioden noch auf eine solche Vorgabe verzichtet hatte. Bis 2028 strebt Julius Bär nun ein jährliches Netto-Neugeldwachstum im Umfang von 4 bis 5 Prozent jährlich an. Im vergangenen Jahr hatte das Wachstum bei 3,3 Prozent gelegen.

Zum Wachstum sollen sowohl die bestehenden Kundenberaterinnen und -berater durch weitere Verbesserung der Produktivität beitragen wie auch die weitere Anstellung neuer Kundenberater. So wolle die Bank jährlich mehr als 150 neue Kundenberater anstellen und weiterhin auch neue Fachleute selbst für diese Aufgabe ausbilden.

Kapitalausschüttung

Keine Änderungen nimmt die neue Julius Bär-Führung bei ihrem Renditeziele vor: Die adjustierte Rendite auf dem Kernkapital (RoCET1) soll in den kommenden Jahren wie bis anhin «mindestens 30 Prozent betragen». Auch die Kapitalausschüttungspolitik der Gruppe bleibe unverändert, heisst es weiter. So will Julius Bär weiterhin Aktienrückkäufe erwägen, sobald die Kernkapitalquote (CET1) den Wert von 14 Prozent überschritten hat.

Der Verwaltungsrat werde jedoch eine künftige Auflegung eines Aktienrückkaufprogramms erst in Betracht ziehen, wenn die Gruppe die erforderliche Klarheit von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma erhalten habe. Die Finma führt derzeit noch immer eine Untersuchung zum hohen Kreditabschreiber auf die Darlehen an den gescheiterten Immobilienkonzern Signa des österreichischen Investors René Benko durch.

Neue Führungsspitze

Julius Bär hatte im Februar 2024 einen Abschreiber über 606 Millionen Franken auf die Darlehen bekanntgegeben. In der Folge hatte der damalige CEO Philipp Rickenbacher sein Amt abgegeben. Sein Nachfolger Stefan Bollinger, der im Januar 2025 das CEO-Amt übernahm, hatte im Mai einen weiteren Grossabschreiber auf mehrere Kreditpositionen in der Höhe von 130 Millionen mitgeteilt.

Neben dem CEO-Amt ist auch das Amt des Verwaltungsratspräsidenten mittlerweile neu besetzt. Im April 2025 hatte zudem der frühere HSBC-CEO Noel Quinn den zurückgetretenen Romeo Lacher als Verwaltungsratspräsident abgelöst.

(AWP/cash)