Der neue Julius-Bär-Konzernchef Stefan Bollinger macht erste Erfolge seines Firmenumbaus aus. Der bereinigte Gewinn des Schweizer Instituts zog um elf Prozent auf 511 Millionen Franken an, wie der Schweizer Vermögensverwalter am Dienstag mitteilte.

Nachdem Bär vom Signa-Skandal getroffen worden war, verordnete der seit Anfang des Jahres amtierende Bollinger dem Unternehmen einen Sparkurs und ein strengeres Risikomanagement. «Insgesamt sehe ich eine Verbesserung der zugrunde liegenden Performance, denn einige unserer Massnahmen beginnen sich auszuzahlen», erklärte er.

Bei den nicht bereinigten Zahlen hinterliessen die Altlasten weiterhin Bremsspuren. So sank der Gewinn im Halbjahr um 35 Prozent auf 295 Millionen Franken. Ins Gewicht fielen dabei vor allem eine Belastung aus dem Verkauf des lokalen Geschäfts in Brasilien von 99 Millionen Franken sowie bereits bekannte Wertberichtigungen auf Hypotheken und andere Kredite im Umfang von 130 Millionen Franken. Bär machte keine genaueren Angaben, welche Kunden der Bank die Wertberichtigungen eingebrockt hatten. Anfang 2024 hatte Bär bereits Netto-Kreditverluste von 606 Millionen Franken gemeldet, der grösste Teil davon in Zusammenhang mit der vollständigen Abschreibung der Kredite an die Signa-Immobiliengruppe des Tiroler Investors Rene Benko.

Bollinger erklärte, die Prüfung des Buches an Hypothekar- und Lombardkrediten sowie dem verbleibenden Private-Debt-Geschäft, das sehr reichen Kunden Finanzierungen gegen zukünftige Cash Flows und nicht börsennotierte Wertpapiere zur Verfügung stellt, dauere an und solle in den nächsten Monaten abgeschlossen werden. Bislang zeichneten sich keine zusätzlichen Belastungen ab. «Sobald die Kreditprüfung abgeschlossen ist, werden wir in der Lage sein zu entscheiden, ob zusätzliche Wertberichtigungen erforderlich sind oder nicht», erklärte Bollinger.

Bär sammelte bei seinen vermögenden Privatkunden im Halbjahr 7,9 Milliarden Franken an frischem Geld ein. Im Vergleich zum Vorjahr, als die Bank unter dem Signa-Skandal litt, konnte die Bank den Wert von 3,7 Milliarden Franken mehr als verdoppeln. Damit erreichte Bär auf das Jahr hochgerechnet eine Wachstumsrate von 3,2 Prozent, leicht mehr als die für das Gesamtjahr angepeilten drei Prozent. Bollinger dämpfte angesichts der Überprüfung der Kundenbeziehungen allerdings die Erwartungen. «Ich gehe davon aus, dass die Nettomittelzuflüsse in diesem Jahr von unseren laufenden Massnahmen zum Risiko-Abbau beeinflusst werden.»

Vontobel-Analyst Andreas Venditti bezeichnete den Anstieg der Zuflüsse dennoch als «ermutigend». Im frühen Handel gewannen die Bär-Aktien leicht an Boden. Angesichts des schwachen Dollar sanken die verwalteten Vermögen bis zur Jahresmitte auf 483 Milliarden Franken von 497 Milliarden Ende 2024.

Julius Bär schreibt im ersten Halbjahr einen deutlich tieferen Gewinn

Der Konzerngewinn ging im Vorjahresvergleich um 35 Prozent auf 295 Millionen Franken zurück, wie Julius Bär am Dienstag mitteilte. Der Vermögensverwalter hatte bereits im Mai bekanntgegeben, dass er auf seinem Kreditportfolio weitere Wertberichtigungen von 130 Millionen Franken vornimmt.

Zusätzlich zu den neuen Wertberichtigungen wurde das Halbjahresergebnis auch vom Ausstieg aus dem brasilianischen Inlandgeschäft beeinflusst. Dieses belastete den Gewinn mit 99 Millionen Franken. Der um Sonderfaktoren bereinigte Halbjahresgewinn lag mit 511 Millionen Franken um 11 Prozent über dem Vorjahresergebnis.

Der Netto-Neugeldzufluss im ersten Halbjahr belief sich auf 7,9 Milliarden Franken, nachdem die Bank vor Jahresfrist noch einen Zufluss von 3,7 Milliarden Franken vermeldet hatte. Dies entsprach einem annualisierten Neugeldwachstum von 3,2 Prozent. Die Zuflüsse stammten vor allem von Kunden in Asien, Westeuropa und dem Nahen Osten.

Die verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) beliefen sich Ende Juni auf 483 Milliarden Franken. Im Vergleich zum Jahresende 2024 sind die verwalteten Vermögen allerdings um rund 3 Prozent gesunken. Die Neugeldzuflüsse sowie eine gute Entwicklung an den Aktienmärkten wurden durch die Dollar-Schwäche wie auch die Entkonsolidierung von Julius Baer Brazil mehr als kompensiert, wie es heisst.

Bei der Kosteneffizienz konnte sich die Bank verbessern. Das zugrundliegende Kosten-Ertrags-Verhältnis betrug 68,2 Prozent gegenüber einem Wert von 71,0 Prozent im Vorjahreszeitrum. Die Kosteneinsparungsmassnahmen hätten sich erstmals positiv auf die Ergebnisse der Gruppe ausgewirkt, schreibt die Bank.

Mit den Semesterergebnis hat Julius Bär die Erwartungen der Analysten beim Gewinn enttäuscht - diese hatten den Gewinn im Schnitt bei 341 Millionen Franken (AWP-Konsens) erwartet. Bei den Neugeldzuflüssen und den verwalteten Vermögen konnte das Unternehmen die Prognosen allerdings übertreffen.

(AWP)