Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt den Leitzins erneut an. Die Notenbank erhöht den sogenannten SNB-Leitzins um 0,75 Prozentpunkte auf 0,50 Prozent.

Mit dem Schritt wollen die Währungshüter dem erneut gestiegenen Inflationsdruck entgegenwirken, erklärte die SNB am Donnerstag. Zudem soll ein Übergreifen der Teuerung auf bisher weniger betroffene Waren und Dienstleistungen erschwert werden.

Eine weitere Straffung der Geldpolitik in den nächsten Quartalen sei nicht auszuschliessen, sagte SNB-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag anlässlich der geldpolitischen Lagebeurteilung. Er verwies darauf, dass die jüngste Prognose der Währungshüter ohne eine weitere Straffung Inflationsraten oberhalb des Bereichs der Preisstabilität voraussagt.

Mit dem Wechsel des Zinsregimes bekräftigte Jordan auch die zu erstmals vor drei Monaten geäusserte Absicht, möglicherweise auch Devisen zu verkaufen. Die SNB sitzt auf einem gewaltigen Berg an Devisenreserven - angehäuft während der Verteidigung des 2015 aufgegebenen Euro-Mindestkurses und danach zur Schwächung des Franken.

"Um die monetären Bedingungen angemessen zu gestalten, sind wir weiterhin bei Bedarf bereit, am Devisenmarkt aktiv zu sein", sagte Jordan. Das Szenario der SNB für die Weltwirtschaft unterliege aber bedeutenden Risiken, betonte er. Sollte sich der Franken übermässig aufwerten, wäre die SNB weiterhin bereit, Devisen zu kaufen.

Negativzins ist Geschichte
 

Mit dem heutigen Entscheid endet eine längere Phase mit negativem SNB-Leitzins. Jordan zog ein positives Fazit: Insgesamt habe sich der Negativzins bewährt. Sein geldpolitischer Nutzen habe die Kosten seiner Nebenwirkungen klar übertroffen.

Gleichzeitig lässt Jordan die Tür einen Spalt weit offen: Der Negativzins werde auch zukünftig ein wichtiges geldpolitisches Instrument der SNB bleiben. "Das wir nötigenfalls einsetzen werden", sagte der Präsident des SNB-Direktoriums.

Die SNB hatte bereits Mitte Juni die Zinsschraube mit einem Schritt um einen halben Prozentpunkt erstmals seit fünfzehn Jahren wieder angezogen. Seither hat die Teuerung in der Schweiz weiter angezogen. Für den August 2022 wiesen die Statistiker eine Inflation von 3,5 Prozent aus, nach 3,4 Prozent in den Monaten Juni und Juli.

Damit sind die Negativzinsen der SNB nach beinahe acht Jahren Geschichte. Die Notenbank hatte diese am 18. Dezember 2014 eingeführt, zuerst mit einem Zins von -0,25 Prozent. Im Januar 2015 wurde der Leitzins mit der Aufgabe des Euro-Mindestkurses auf das rekordtiefe Niveau von -0,75 Prozent gesenkt.

US-Notenbank weit voraus


Als einer der Vorreiter der geldpolitischen Wende gilt die US-Notenbank Fed, die ihren Leitzins bereits fünf Mal seit Beginn der Coronavirus-Pandemie erhöht hat, das letzte Mal am Vorabend. Der US-Leitzins liegt nun bei einer Spanne von 3,00 bis 3,25 Prozent.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum hatte vor zwei Wochen zur Bekämpfung der Rekordinflation die grösste Zinserhöhung ihrer Geschichte beschlossen. Der Leitzins im Euroraum stieg um 0,75 Prozentpunkte auf 1,25 Prozent.

Die Schweizer Notenbank betonte am Donnerstag ausserdem ihre Absicht, bei Bedarf weiterhin am Devisenmarkt aktiv zu sein. Die SNB hatte 2021 für 21,1 Milliarden Franken Fremdwährungen gekauft.

(AWP/cash)