Die Kakao-Preise haben sich in den vergangenen zwölf Monaten infolge von Pflanzenkrankheiten in Westafrika verdreifacht. Am Dienstag stand die Notiz der begehrten Rohware an der New Yorker Börse auf 9'649 Dollar, ein neues Allzeithoch. 

Das setzt die grossen Produzenten Lindt&Sprüngli, Hershey oder Mondelez zunehmend unter Zugzwang. Margen-Druck ergibt sich daraus, dass in diesem und im kommenden Jahr Preis-Absicherungen für Rohstoffe auslaufen. Schokoladenfirmen neigen dazu, ihre Rohstoffeinkäufe bis zu zwölf Monate im Voraus abzusichern.

Die Kunden von Lindt für Schokohasen & Co müssen tiefer in die Taschen greifen. Der Lindt-Vorstand kündigte Anfang März bereits an, der Kakao-Preis, der 2023 um 62 Prozent und seit Anfang 2024 um weitere rund 125 Prozent in die Höhe geschnellt ist, werde Preissteigerungen in diesem wie auch im nächsten Jahr nach sich ziehen.

Die US-Firmen suchen dagegen nach Alternativen zu Preissteigerungen: etwa schokoladenfreie Leckereien, mehr Werbung oder auch niedrigere Stückgewichte. Hershey mit seinen Marken wie Reese’s und KitKat versendet derweil zu Ostern zusätzlich zu Schokoladenhasen und Eiern auch Leckereien ohne Kakao an die Einzelhändler. Das Unternehmen stellt neue Kit-Kat-Zitronen-Crispriegel vor und mischt Haribo-Gummibärchen mit Schokoriegeln in seine Sortimentsbeutel.

Simon Crowther, Marketingdirektor für saisonale Süsswaren in Grossbritannien bei Mondelez, sagte Reuters, der Oreo-Keks- und Milka-Schokoladenhersteller habe eine neue «Cadbury Ultimate Egg»-Reihe und das Toblerone-Ei «Edgy Egg» auf den Markt gebracht. Diese richteten sich an ältere und vermögendere Kunden, die möglicherweise eher dazu bereit seien, sich Schokolade zu gönnen. Ein Mondelez-Sprecher sagte Reuters, dass das Unternehmen angesichts steigender Produktionskosten in diesem Jahr nicht nur Preiserhöhungen, sondern auch eine «Änderung der Stückgewichte» seiner Schokoladen in Betracht ziehen werde – eine Technik, die als «Schrumpfflation» bekannt ist.

Preiserhöhungen in den USA schwer durchzusetzen

John Ament, unabhängiger Berater und ehemaliger Manager beim M&M-Hersteller Mars, sagte, Schokoladenhersteller hätten bereits Preiserhöhungen durchgesetzt. «Dieses Ostern wird also teurer als letztes Jahr, und die Kauflust der Verbraucher ist geringer.»

Weitere Preiserhöhungen sind bei den inflationsgeplagten Verbrauchern wohl schwer durchzusetzen. Daten des Marktforschers Nielsen zeigen, dass der Preis pro Schokoladeneinheit in den USA dieses Jahr bis Anfang März um 10,4 Prozent gestiegen ist, verglichen mit einem Anstieg um 14,3 Prozent im gleichen Zeitraum des Vorjahres. «Wir erleben seit einigen Jahren starke Preissteigerungen bei Schokolade, und im ersten Jahr ist die Kaufbereitschaft in Ordnung, im zweiten Jahr wird es schlechter, und jetzt sind wir im dritten Jahr. Das wird schrecklich», sagte Jon Cox, Analyst bei Kepler Cheuvreux.

Premium-Schokoladenherstellern wie Lindt werde es wahrscheinlich besser gehen, da sie aufgrund des bereits hohen Aufschlags auf ihre Schokolade die Preise möglicherweise prozentual weniger anheben könnten als normale Schokoladenhersteller. «Selbst sie werden aber einen Umsatzdruck verspüren, es wird kein einfaches Jahr für sie», fügte er hinzu.

(cash/Reuters)