Der Schokoladenproduzent Barry Callebaut stellt am Mittwoch, den 1. November 2023, seine Jahreszahlen 2022/2023 (per Ende August) vor. Gleichzeitig findet der Investorentag statt, der von Anlegerinnen und Anlegern deutlich stärker beachtet werden dürfte als der in die Vergangenheit blickende Zahlenkranz.
Analysten erhoffen sich einen Einblick in die Zukunft des Unternehmens, genauere Erklärungen zum angekündigten Strategieprogramm sowie konkrete Mittelfristziele. Hier erwarten die Analysten, dass BC ein Volumenwachstum von 2 bis 4 Prozent ankündigen dürfte. Ausserdem gehen sie davon aus, dass die Firma ein überdurchschnittliches EBIT-Wachstum anstreben wird.
Was die Jahresergebnisse anbelangt, geht die Finanzgemeinde bei tieferen Verkaufsvolumen von einem Jahresumsatz von 8,42 Milliarden Franken aus. Das Umsatzplus ist gemäss Analysten auf die tiefe Vergleichsbasis wegen des Salmonellen-Vorfalls in der Fabrik in Wieze im Vorjahr zurückzuführen.
Barry Callebaut strebt für das Gesamtjahr ein "flaches Volumenwachstum" an. Ausserdem gab sich CEO Peter Feld bei der Präsentation der Neunmonatsergebnisse zuversichtlich, dass ein "solider Betriebsgewinn" ausgewiesen werden könne. Einen Mittelfrist-Ausblick gibt das Management nun mit der Veröffentlichung der Jahresergebnisse.
Umfangreiche Neuorientierung
Bei Barry Callebaut ist seit dem Frühling kaum ein Stein auf dem anderen geblieben. Das Unternehmen hat das Management radikal ausgewechselt und ein neues strategisches Investitionsprogramm angekündigt. So will der Schokoladehersteller über die nächsten zwei Jahre 500 Millionen investieren in "Bereiche mit direkter Kundenrelevanz" und Effizienzmassnahmen. Davon erhofft sich das neue Management unter Peter Feld Kostensenkungen von 250 Millionen Franken im Jahr.
Feld, der von der grössten Barry-Callebaut-Aktionärin Jacobs Holding zum Unternehmen gewechselt hat, ersetzte im Frühling äusserst überraschend den früheren Chef Peter Boone. Im Rahmen des Strategieprogramms, das dann im Sommer angekündigt wurde, wurden ausserdem zahlreiche weitere Wechsel im Management vorgenommen und die Geschäftsleitung von neun auf sechs Mitglieder reduziert.
Personelle Rochaden
Per 1. November übernimmt Peter Vanneste die Rolle des CFO. Seit 1. Oktober amten ausserdem neu Jutta Suchanek als HR-Chefin und Clemens Woehrle als Leiter Kundenversorgung und Entwicklung in der Geschäftsleitung. Weiterhin in dem Gremium sind Steven Retzlaff und Massimo Selmo als President Global Cocoa bzw. Chief Procurement Officer. Der bisherige Finanzchef Ben De Schryver verliert seinen Platz in der Geschäftsleitung und übernimmt stattdessen die Verantwortung für den Regionalbereich Nordamerika. Zwei weitere ehemalige Geschäftsleitungsmitglieder wechseln auf Kaderstellen, drei verlassen das Unternehmen.
Gegangen ist auch Kommunikationschef Christiaan Prins. Er wurde per 1. September durch Kai Hummel ersetzt. Zudem ist - zumindest einer vor wenigen Wochen noch aktuellen Stellenanzeige zufolge - der Posten des Head Investor Relations noch vakant.
Seit dem Amtsantritt des neuen CEO ist der Aktienkurs von Barry Callebaut um rund 30 Prozent gesunken. Analysten führen dies unter anderem auf Unsicherheiten bezüglich der Ziele des Managements zurück, aber auch auf die Angst, die derzeit im Lebensmittelsektor wegen appetithemmender Diätspritzen umgeht.
(AWP)
