Die Aktien des Pharmaauftragsfertigers Polypeptide gewinnen 1,7 Prozent auf 30,05 Franken, während der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Market Index (SPI) 0,3 Prozent höher steht. Seit Jahresbeginn hat der Titel 69 Prozent zugelegt, was die drittbeste Performance am breiten Markt darstellt.

Die kürzliche Outperformance darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aktien im April 2021 zu einem Ausgabepreis von 64 Franken ihr Debut an der Börse erlebten. Wer zu diesem Preis gekauft hat, sitzt auf einem Buchverlust von 53 Prozent. 

Die UBS erhöht zwar das Kursziel für Polypeptide von 16,20 auf 31 Franken, belässt die Einstufung aber auf «Neutral». Sie habe die drei kommerziellen Vereinbarungen in ihr Modell integriert, die Polypeptide im März abgeschlossen hat, schreibt die zuständige Analystin. Diese würden die Visibilität für die Auslastung der Kapazitäten erhöhen und die Planbarkeit verbessern. Zudem sollten die Vorlaufkosten durch die Margenausweitung beim Hochlauf ausgeglichen werden, so die Expertin weiter. Bis 2028 sehe sie das Potenzial einer Umsatzverdoppelung. Im aktuellen Kurs sei dies aber mittlerweile weitgehend reflektiert.

Die von Bloomberg befragten Analysten sehen die Aktie derweil im Schnitt 14 Prozent tiefer.

Auch 2024 Nettoverlust erwartet

Obwohl der Umsatz von Polypeptide im letzten Jahr gestiegen ist, verzeichnete das Unternehmen einen grossen Verlust. Der Umsatz des Auftragsentwicklers und -herstellers von Peptiden stieg 2023 um 14,0 Prozent auf 320,4 Millionen Euro. Insbesondere im zweiten Halbjahr konnte der Absatz im Vergleich zum ersten Semester um beachtliche 43 Prozent gesteigert werden, wie Polypeptide mit den Jahreszahlen Mitte März mitteilte. Das bereinigte operative Ergebnis auf EBITDA-Basis belief sich auf -6,0 Millionen Euro, verglichen mit einem Plus von 38,7 Millionen Euro im Vorjahr.

Polypeptide verfolgt aktuell diverse Investitionsprojekte, um die Fertigungskapazitäten auszuweiten. Das wohl wichtigste ist der Bau eines Grossreaktors in Braine-l'Alleud (Belgien), der laut der Mitteilung weitgehend abgeschlossen wurde. Der Beginn der Umsatzrealisierung werde im zweiten Halbjahr 2024 erwartet

Mit Blick nach vorne geht Polypeptide in 2024 von einem Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich aus. Die Steigerung der Kapazitätsauslastung werde aber etwas Zeit in Anspruch nehmen, daher werde der Umsatz im ersten Halbjahr noch stabil bleiben. Auf Stufe EBITDA erwartet Polypeptide in 2024 wieder positive Zahlen, hiess es weiter. Man rechne aber erneut mit einem Nettoverlust. Ein aktualisierter Mittelfrist-Ausblick - diesen hatte der Pharmaauftragsfertiger in 2022 kassiert - soll Mitte August zusammen mit den Halbjahreszahlen publiziert werden.

Zahlen mit positivem Vorzeichen und ein Vertrauen in die Guidance ist etwas, das das Unternehmen aus Baar (ZG) dringend braucht, um die jüngste Erfolgsgeschichte an der Börse fortzusetzen. Immerhin geben die Anzahlungen von Kunden PolyPeptide bei der Finanzierung anstehender Investitionen etwas Spielraum. 

PolyPeptide dürfte laut Analysten der ZKB trotzdem noch drei bis vier Jahre von externem Kapital abhängig sein. «Für die Aufnahme von Fremdkapital bildet eine bessere Profitabilität eine unabdingbare Voraussetzung. Die operative Performance 2024 wird von grösster Relevanz sein», schrieben sie Ende März.

ManuelBoeck
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