Im 3. Quartal 2023 sind landesweit Baugesuche für nur noch rund 9’000 Wohneinheiten eingereicht worden, schreibt Claudio Saputelli, Chief Investment Officer Global Real Estate bei der UBS, in einer Research-Notiz. Die Anzahl bewilligter Objekte befinde sich auf ähnlichem Niveau. In den letzten 12 Monaten sind damit insgesamt Gesuche für lediglich 35’500 Wohnungen (0,75 Prozent des Wohnungsbestands) eingereicht worden. Die Anzahl bewilligter Wohnungen lag in der gleichen Periode bei 33’500 (0,7 Prozent des Bestands). Damit sank die Summe über 12 Monate nochmals um rund 5 Prozent und liegt auch in einem historischen Kontext auf sehr tiefem Niveau, so der Immobilienexperte.

Zwingli-Kanton als Zugpferd

Aktuell weist die Agglomeration Zürich die stärkste Bautätigkeit auf. Das Volumen bewilligter Projekte belief sich in den letzten vier Quartalen auf mehr als 1 Prozent des Wohnungsbestands. In den Regionen Knonaueramt und Freiamt wurden gar mehr als 2 Prozent des Wohnungsbestands baubewilligt. In der Stadt Zürich selbst sowie in den Regionen Limmattal und Glattal sowie Furttal war die Zahl bewilligter Wohneinheiten ebenfalls klar überdurchschnittlich. In der Westschweiz weist die Agglomeration Lausanne den höchsten Wert aus. Dagegen hat sich die erwartete Bautätigkeit in den Agglomerationen Genf und Basel mit jeweils 0,5 Prozent bereits deutlich verlangsamt.

Baupreise und Raumplanung als Flaschenhals

Obwohl der Wohnungsleerstand seit 2020 um beinahe einen Drittel gesunken ist und auf dem tiefsten Stand seit 2014 liegt, hat die Planungstätigkeit bisher nicht reagiert, betont Saputelli. Ein entscheidender Grund hierfür liegt in der Raumplanung. Sinkende Baulandreserven und zu langsam voranschreitende Verdichtungsprozesse beschränken vielerorts die Möglichkeiten einer Beschleunigung der Neubautätigkeit. Hinzu kommen die seit Ausbruch der Pandemie stark gestiegenen Baupreise. In Kombination mit den wieder deutlich höheren Finanzierungskosten macht dies derzeit den Bau von neuen Wohnungen für Investoren deutlich unattraktiver.

«Entsprechend rechnen wir vorerst nicht mit einer Trendwende beim Wohnungsbau. Da die Wohnungsnachfrage gleichzeitig anhaltend hoch ausfällt, muss 2024 mit weiter sinkenden Leerständen gerechnet werden», meint Saputelli. Damit dürfte sich eine steigende Anzahl Regionen mit einer Wohnungsknappheit konfrontiert sehen.

Thomas Daniel Marti
Thomas MartiMehr erfahren