"Gegenwärtig sind im Geschäftsgang keine dunklen Wolken zu sehen". Das sagte Mitte August ein äusserst zufriedener Cicor-CEO Alexander Hagemann anlässlich der Präsentation der Halbjahresergebnisse. Seither hat die Aktie ihre bereits stattlichen Gewinne noch einmal ausgebaut. 

Doch nicht immer waren die Aussichten beim Elektrokomponenten-Hersteller aus Boudry NE so rosig: Nach roten Zahlen im Jahr 2015 kam es im letzten Jahr zu grossen Restrukturierungen und einer Neuorganisation der Führung. Im September 2016 übernahm Hagemann das CEO-Amt. Im Gesamtjahr 2016 folgte sogleich die Rückkehr in die Gewinnzone. 

2017 dürfte dieser Turnaround nun bestätigt werden. Denn die Auftragseingänge befinden sich auf Rekordhöhe, was auf ein gutes zweites Halbjahr schliessen lässt. Und schon das erste Halbjahr 2017 war äusserst positiv: "Die im 2. Semester 2016 sichtbar gewordenen Erholungstendenzen setzten sich verstärkt und breiter abgestützt fort", war in einem Research-Bericht der Zürcher Kantonalbank über die Erstsemesterzahlen 2017 von Cicor zu lesen. 

Cicor besticht durch eine globale Präsenz und durch die Produktion in Ländern mit tiefen Kosten. Der Fokus liegt auf Nischenmärkten in den Bereichen Industrie, Luft- und Raumfahrt, Medizin und Verteidung, welchen gute Wachstumschancen attestiert werden.

Bescheidene Ziele

Cicor will nun im Gesamtjahr 2017 um 10 Prozent wachsen. Für die ZKB ist dieses Ziel aufgrund der guten Halbjahreszahlen und wegen der intakten Nachfrage konservativ. Um den eigenen Erwartungen gerecht zu werden, braucht die Firma im zweiten Halbjahr ein Wachstum von lediglich 3 Prozent. Das dürfte locker erreicht werden. 2018 soll das Wachstum bei Umsatz und Gewinn weiter fortgesetzt werden. Dazu werden etwa Produktionskapazitäten in Rumänien und Indonesien ausgebaut.

Das klingt alles nach einer reizvollen Wachstumsstory für Anleger. Doch die Sache hat einen Haken: Die Story ist nicht mehr so neu. Bereits im Juli 2016 setzte die Aktie mit den ersten Anzeichen eines gelungenen Turnarounds zu einem Höhenflug an:

Entwicklung Cicor-Aktie in den letzten vier Jahren, Quelle: cash.ch 

Cicor kletterte von Anfang Juli 2016 bis heute um beinahe 200 Prozent empor und erreichte Ende September 2017 bei 57,90 Franken den höchsten Stand seit Juni 2008. Inzwischen ist der Titel bei einem geschätzten Kurs-Gewinn Verhältnis für 2017 von 32 angelangt.

Will heissen: Die positiven Entwicklungen sind bereits eingepreist, die Aktie derzeit teuer bewertet. So sehen die Analysten von Vontobel und der ZKB Cicor operativ zwar auf einem sehr guten Kurs, doch setzen beide den Titel auf "Halten" - da die Aktie kaum mehr Luft nach oben habe. Hinzu kommt, dass Cicor mit einer Börsenkapitalisierung von 160 Millionen Franken ein sehr kleiner Player an der Börse ist. Das macht die Aktie anfällig für Kursausschläge, auch nach unten.

Sollten Anleger also von einem Einstieg absehen? Nicht unbedingt. Da das Cicor-Management in seinen Aussichten prinzipiell eher zu vorsichtig ist, könnte es auch künftig positive Überraschungen geben. Kurstreibend wäre etwa, wenn 2018 eine Dividende ausgeschüttet würde. Für das aktuelle Jahr verzichtete der Verwaltungsrat trotz Turnaround noch darauf.