Erstmals seit Verhängung der US-Importzölle auf Schweizer Waren hat ein Mitglied des Bundesrats direkt mit US-Präsident Donald Trump über das Thema gesprochen.

Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter telefonierte am Mittwoch eine knappe halbe Stunde lang mit ihrem Amtskollegen. Das Gespräch habe um 15.00 Uhr Schweizer Zeit stattgefunden und rund 25 Minuten lang gedauert, sagte Pascal Hollenstein, Sprecher des Eidgenössischen Finanzdepartements (EFD), der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Telefonat habe in einer offenen Atmosphäre stattgefunden.

Keller-Sutter hatte auf der Plattform X über das Gespräch informiert. Sie habe dabei die Haltung der Schweiz in Fragen des Handels übermittelt, schrieb sie - aber auch Wege, die Anliegen der USA aufzunehmen. Sie freue sich darauf, in «sehr naher Zukunft» Lösungen zu erarbeiten. Einzelheiten dazu, wie eine Einigung aussehen könnte, nannte Keller-Sutter nicht.

Rolle von Schweizer Investitionen

Zuvor waren die von Trump vergangene Woche verhängten Importzölle von 31 Prozent auf Waren aus der Schweiz in Kraft getreten. Betroffen sind insbesondere die Uhrenhersteller, die Maschinenindustrie und die Medtech-Branche. Pharmaprodukte und Goldexporte aus der Schweiz blieben vorerst ausgenommen.

Die Zölle treffen insbesondere Länder, mit denen die USA aus Sicht der Regierung Trump ein besonders grosses Handelsdefizit aufweisen.

Sie seien in dem Telefonat ebenso Thema gewesen wie die allgemeine wirtschaftliche Lage in den beiden Ländern, erläuterte EFD-Sprecher Hollenstein. Keller-Sutter habe dabei die bedeutende Rolle von Schweizer Unternehmen und Investitionen in den USA hervorgehoben.

Zudem hätten Trump und Keller-Sutter vereinbart, in Kontakt zu bleiben, so Hollenstein. Ein physisches Treffen sei jedoch nicht vereinbart worden.

Sondergesandter eingesetzt

Der Bundesrat hatte bereits am vergangen Donnerstag beschlossen, die Kontakte mit den USA zu intensivieren,. Anlässlich seiner Sitzung am Mittwoch in Neuenburg ernannte der Bundesrat Gabriel Lüchinger zum Sondergesandten für die USA. Daneben setzte er eine Projektorganisation ein. Diese soll die Beziehungen zwischen der Schweiz und den USA steuern. Sie steht unter der Leitung von Aussenminister Ignazio Cassis und umfasst gemäss der Landesregierung alle Departemente.

Die Direktorin des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco), Helene Budliger Artieda, ist seit Sonntag in den USA. Die Staatssekretärin soll in Washington unter anderem einen Besuch von Bundespräsidentin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin vorbereiten.

In der Zwischenzeit habe Budliger Artieda mehrere Gespräche mit Mitarbeitenden der Verwaltung und Mitgliedern des US-Kongresses geführt, teilte das Seco am Mittwoch auf Anfrage mit. Ziel sei es gewesen, sich über die Beweggründe der US-Regierung Klarheit zu verschaffen und Missverständnisse auszuräumen.

Bereits am Montag hatte Parmelin hat ein erstes Telefongespräch mit dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer geführt. Auch bei diesem Telefonat war Budliger Artieda nach Angaben des Seco zugeschaltet.

(AWP/cash)