In den kommenden fünf Jahren (2021-2025) steckt der weltgrösste Autobauer allein 35 Milliarden Euro in neue E-Autos und die Umrüstung der Werke, zwei Milliarden mehr als in der bisherigen Planung bis 2024 vorgesehen war. Die Mittel dafür gab der Aufsichtsrat am Freitag frei. Ein weiterer grosser Brocken ist die Digitalisierung, hier verdoppelt Volkswagen die Ausgaben auf rund 27 Milliarden Euro.

Transformation zum Mobilitätskonzern

"In den nächsten Jahren wird es darauf ankommen, auch bei der Software im Fahrzeug eine Spitzenposition einzunehmen", sagte Diess. Er will Volkswagen zu einem Mobilitätskonzern umbauen, der neben E-Autos auch digitale Dienste anbietet.

Die Niedersachsen setzen seit dem Dieselskandal vor fünf Jahren voll auf E-Mobilität und haben mit dem ID.3 vor Kurzem ihr erstes rein elektrisches Auto auf den Markt gebracht. In den nächsten Jahren will Volkswagen zum grössten Anbieter auf diesem Gebiet aufsteigen und an dem US-Elektroautopionier Tesla vorbeiziehen.

Das Geld für diese enormen Investitionen will VW weiter sowohl durch den Mittelzufluss aus dem laufenden Geschäft - zunächst also vor allem durch den Verkauf von Verbrennern - als auch durch Einsparungen selbst erarbeiten. Ausserdem werden wenig gefragte Fahrzeugvarianten und Ausstattungen aus dem Angebot gestrichen. Bereits vor einiger Zeit wurde beschlossen, die Produktivität bis 2025 im Vergleich zu 2016 um 30 Prozent zu steigern. Trotz Corona-Krise und eines Nachfrageeinbruchs wegen der konjunkturellen Unsicherheit sieht sich der Konzern in der Lage, die Milliarden-Investionen zu stemmen: "Die finanzielle Ausgangsbasis ist vor dem Hintergrund der grossen Herausforderungen in den nächsten Jahren grundsolide", erklärte Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch.

"Wir spielen die nächsten Jahre voll auf Angriff"

Der Betriebsrat begrüsste das Investitionspaket. Das zeigte eindrucksvoll, dass es der Konzern ernst meine mit der Transformation, der E-Mobilität und der Digitalisierung, sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh. "Wir spielen die nächsten Jahre voll auf Angriff." Mindestens genauso wichtig wie das Milliardenbudget sei aber ein gemeinsames Verständnis für den Wandel und ausreichend Planungssicherheit.
Dazu sei bei der Ladeinfrastruktur und dem schnellen Internet Unterstützung durch die Politik nötig.

Volkswagen plant so viel Geld ein, weil wegen des "Green Deal" der EU erneut schärfere Klimavorgaben und damit auch strengere CO2-Grenzwerte für die Autobranche erwartet werden.

Für Volkswagen bedeutet das, dass in zehn Jahren die Hälfte der neu zugelassenen Autos elektrisch angetrieben sein muss. Bisher hatte man in Wolfsburg für 2025 einen Elektroanteil von 20 bis 25 Prozent prognostiziert.

26 Millionen elektrisch betriebene Fahrzeuge

Die Niedersachsen wollen bis 2030 rund 26 Millionen elektrisch betriebene Fahrzeuge auf die Strassen bringen. Allein 19 Millionen auf Basis des von Volkswagen entwickelten Elektrobaukastens MEB, weitere sieben Millionen auf der Premiumplattform (PPE) von Porsche und Audi. 70 reine Batterie-Modelle sind in diesem Jahrzehnt geplant.

Die dafür benötigte Menge an Batteriezellen hat sich Volkswagen durch langfristige Lieferverträge vorwiegend mit asiatischen Herstellern gesichert. Parallel bereitet der Autobauer den Einstieg in eine eigene Fertigung vor und hat sich dafür mit dem schwedischen Spezialisten Northvolt zusammengetan. In China, dem derzeit grössten Wachstumsmarkt für die Autobranche, steckt Volkswagen ebenfalls viele Milliarden in E-Autos und hat sich dazu an dem chinesischen Akku-Hersteller Gotion beteiligt.

Die Produktion von E-Autos wird weltweit ausgerollt. In China gibt es zwei Werke, in den USA eines. In Deutschland sind es drei - Zwickau, dort laufen bereits der ID.3 und der ID.4 vom Band. In Emden soll neben dem ID.4 ab 2023 auch der viertürige Aero produziert werden. Hannover bekommt neben dem ID.BUZZ auch drei grössere vollelektrische SUV-Modelle. Im Stammwerk in Wolfsburg soll ab 2024 ein weiterer SUV mit konventionellem Antrieb für den europäischen Markt hergestellt werden. Der Mittelklassewagen Passat wird von Emden in das slowakische Bratislava verlagert und dort künftig zusammen mit dem Schwestermodell Skoda Superb gebaut.

(Reuters)