Wenn Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten plötzlich mehr rentieren als solche mit langen Laufzeiten, gilt dies als zuverlässigster Vorbote für eine Rezession. Jeder US-Rezession in den letzten 60 Jahren ist dieses Ereignis, welches auch "inverse Zinskurve" genannt wird, auch tatsächlich vorausgegangen (cash berichtete).

In dieser Woche beträgt die Renditedifferenz zwischen zehnjährigen und zweijährigen US-Treasuries gerade noch 18 Basispunkte, also 0,18 Prozent. Das ist so tief wie seit 2007 nicht mehr, also unmittelbar vor Ausbruch der letzten Finanzkrise (siehe auch Grafik unten).

Kein Wunder also, sorgt diese Entwicklung an den Finanzmärkten für Verunsicherung. Das "R"-Wort wird wieder häufiger in den Mund genommen. Doch für Marc Brütsch ist es noch zu früh für solche Ängste: "Der Hype um die Verflachung der Zinskurve ist verfrüht, wir steuern noch nicht unmittelbar auf eine Rezession zu", sagte der Chefökonom von Swiss Life Asset Managers an einer Medienveranstaltung am Mittwoch in Zürich.

Zwar erwartet Brütsch eine weitere Abflachung der Zinskurve, doch sei die Rezessionswahrscheinlichkeit bis Ende 2019 weiterhin nur gering. Neben der inversen Zinsstrukturkurve brauche es noch andere Krisensignale, die jedoch derzeit noch nicht erkennbar seien. Auch Modelle der New York Fed zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Wirtschaft in den nächsten zwölf Monaten in eine Rezession gerät, bei tiefen 14 Prozent liegt.

Swiss Life Asset Managers rechnen jedoch mit einer deutlichen Wachstumsverlangsamung, vor allem auch in der Schweiz. So soll die Schweizer Wirtschaft 2018 2,1 Prozent wachsen, im Jahr 2019 jedoch nur noch 1,2 Prozent.

Gemäss Brütsch habe der synchrone Aufschwung der Weltwirtschaft seit 2016 und die Abwertung des Frankens im letzten Jahr der Schweizer Wirtschaft Schwung verliehen. Diese beiden Effekte würden wegfallen.

Renditeunterschied zwischen 10-jährigen und 2-jährigen US-Staatsanleihen seit 2014

Quelle: Federal Reserve Bank of St. Louis